Eine alternative Geschichte – Ansgar und Katharina

Diese alternative Geschichte ist im Rahmen der Adventskalendergeschichten von 2022 entstanden und zeigt die Entwicklung der Beziehung zwischen Ansgar und Katharina. Diese Variante hat nicht den Weg in meinen Roman Ansgar von Briant gefunden hat, hätte aber durchaus passieren können. Ich liebe es, mit solchen ‚Was-wäre-wenn‘-Momenten zu spielen, die kleine, entscheidende Wendungen in der Geschichte aufzeigen. Ich liebe diese alternative Geschichte – und nicht vergessen, manchmal sind es gerade die kleinen Entscheidungen, die alles verändern. Viel Spaß beim Lesen!

Königsburg zu Eloan, Hinab in die Kerker

Es ging tiefer hinab, Treppen hinunter. Rötlicher Fackelschein zuckte über dicke, graue Mauern, weckte Schatten. Kälte kroch in seine Glieder und ließ ihn zittern. Gefangen im Griff der Soldaten wurde er unerbittlich vorwärts geschoben. DIe Luft wurde feuchter, modrig und Angst hing darin, wie ein Spinnennetz in einer dunklen Ecke. Man verhedderte sich unweigerlich darin. Es schnürte ihm die Kehle ab. Diesen Weg kannte er. Schmerzen standen an seinem Ende und die einzige Hoffnung, die ihm blieb, schien ein schneller Tod zu sein.

Warum? Wolfhard. Verdammt, ist unsere Freundschaft gar nichts wert? Was willst du noch? Ist es nicht ohnehin zu spät? Ansgar schluckte mühsam. Nichts half, auch nicht, dass er wusste, was den König trieb. Er musste nicht fragen. Wolfhard war getrieben von Rache und verblendeter Trauer. Von Wut über die eigene Hilflosigkeit und Ohnmacht trotz all seiner so offensichtlichen Macht als König. Nichts tun zu können, obwohl man doch so gern wollte.

Oh ja, Ansgar kannte dieses Gefühl. Wenn er einen der Räuber in die Finger gekriegt hätte, die ihm Liriene, die Königin von Eloan, entführt hatten, er hätte ihn ganz langsam auseinander genommen. ABer da war keine Chance gewesen. Er hatte versagt und auch Wolfhard hatte eben nur ihn in die Finger gekriegt. Den einzigen Schuldigen, dessen er habhaft werden konnte. Nur war er keiner der Räuber. Kein Täter. Er war ebenso Opfer des Überfalls gewesen, wie alle anderen. Sein einziges Glück – oder eher sein Unglück? – war es, überlebt zu haben. Er schluckte erneut als die schwere Eichentür sich aus der Dunkelheit schälte und schließlich mit einem Ächzen öffnete. Die Folterkammer, mit der er bereits Bekanntschaft gemacht hatte, lag vor ihm. Ein zweites Mal. Schon wieder.

Verloren

NEIN! Er stemmte die Füße in den Boden. NEIN. Nie wieder. Er wand sich, trat um sich. DIe Soldaten schrien, rangen mit ihm. Er trachtete vergeblich danach sich loszureißen. Der Raum der Schmerzen rückte unerbittlich näher.
Hitze aus der lodernden Esse empfing ihn und gab einen Vorgeschmack auf die Hölle. Ketten hingen von der Decke. Peitschen an der Wand. Atmen schien endgültig unmöglich, so sehr pressete ihm die Angst den Brustkorb zusammen. Sein Widerstand erlahmte. Man kettete ihn an.

Was folgte war unaussprechlich. Natürlich schrie er, er war kein Held. Wolfhard kam und weidete sich an seiner Qual. Alle Worte halfen nicht, waren die falschen, nicht dass, was Wolfhard hören wollte. Er blieb erbarmungslos. Ansgar zog sich tief in sich zurück. Sammelte alle Kraft um sich nicht noch mehr zu entblößen. Um dem König keine weitere Genugtuung zu geben.
Als es für den Augenblick endete, war er nur noch halb bei sich. Man ließ ihn einfach hängen. Die Augen fielen zu. Er dämmerte vor sich hin.

Sanfte Berührungen weckten ihn, holten ihn zurück in den Moment, die Gegenwart. Er schlug die Augen auf. Jeder Striemen pochte, jede Wunde, die mit glühenden Stäben in seinen Körper gebrannt worden war, trieb ihm Wasser in die Augen. Dennoch versuchte er zu Lächeln. Stark zu sein. Denn sie war da. Katharina.
Tränen liefen ihre Wangen hinab und ihr Blick streichelte seine Seele. SIe sorgte sich um ihn. Deswagen war sie hier.

Karharinas Eingreifen

»Oh, Ansgar, was hat er nur getan.«
»Es ist nichts«, log er und versuchte einen festeren Stand zu finden, um nicht so sehr in den Keten u hängen.
»Du Lügner. Er hat dich fast umgebracht.« Sie machte eine Bewegung, als wolle sie ihn boxen, aber angesichts seiner Verltzungen stoppte sie, ehe sie ihn berührte.
»Ganz wäre mir gerade lieber, muss ich gestehen.« Das Grinsen wurde noch schiefer. Er blinzelte ihr zu.
»Ohh, duuu,… nein, das würde ich nicht ertragen. Kannst du stehen?“«“
»Ich hoffe es.«
»Dann warte.«
»Nichts anderes habe ich vor… Alleine komme ich hier ohnehin nicht weg.«
Sie schnaubte ganz undamenhaft. »Wie kannst du da noch scherzen?«
»Was soll ich sonst tun?«

Es rasselte. Seine Arme sackten herab, als der Zug auf seine Gelenke nachließ, und er wankte. Hätte Katharina nicht beherzt zugefasst, wäre er wohl gestürzt.
»Danke« murmelte er. »Aber was tust du eigentlich? Wenn uns jemand erwischt…«
»Schhhh, lass mich machen. Die Wachen sind ausgeschaltet und so wird niemand kommen und auch niemand uns erwischen.«
Ansgar nickte nur. Schwindel fegte durch seinen Kopf. Er musste kämpfen, um aufrecht zu bleiben.

Flucht

Wenig später humpelte er durch dunkle Gänge Katharina hinterher entlang. Nur eine Fackel erleuchtete den stockfinsteren Gang und hob den nächsten Schritt aus der Dunkelheit. Katharina kannte sich aus, das war offensichtlich. Schließlich jedoch endete sie an einem Gatter. Eine dicke Kette mit einem Schloss verrammelte es. Ansgar schluckte: »Und nun?« War dies die ENdstation? Musste er zurück? Zurück in Wolfhards Fänge. Zurück zu Schmerz und qualvollem Tod. Er zitterte, obwohl er dagegen kämpfte, seine Gefühle sehen zu lassen.

»Warte.« Katharina leuchtete an der Wand entlang und fand ein kleines Kästchen. Dort drinnen hing ein einfacher, grober Schlüssel. Kurz darauf öffnete sich Schloss, Kette und Gatter.
»Begleitest du mich?« Ansgar fragte hoffnungsvoll und wagte doch nicht, daran zu glauben. Es wäre so wunderbar sie dabei zu haben.
Doch Katharina schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann nicht, Ansgar. Bitte verzeih.«
»Es gibt nichts zu verzeihen. Ohne dich und deinen Einsatz würde mein Leben bald ziemlich schmerzhaft enden. Ich danke dir von Herzen.«

Abschied

Sie schluckte, nickte und fiel ihm um den Hals. Ansgar taumelte unter dem Anprall zurück und fing sich nur gerade eben an der Wand ab. Er schnaufte unterdrückt. Dann verschlossen ihre warmen, vollen Lippen seinen Mund und er versank in einem Kuss. So unglaublich süß. So schmerzlich. Wie gerne hätte er sie sein genannt. Aber er konnte ihr ein Leben wie das seine nicht zumuten. Er würde ein Gejagter sein. Gejagt durch alle Länder, die er kannte. Ramaria wäre keine Zuflucht, denn Wolfhard hatte gute Beziehungen mit Eliard, Adralgar genauso, denn Godric würde ihn sicher ebenso verantwortlich machen, für Lirienes Verschwinden, wie Wolfhard es tat, und in Keon wartete Walter und fletschte die Zähne, bereit ihn endgültig zu zerreißen.

Dennoch erwiderte er Katharinas Kuss und schließlich endeten sie beide atemlos. Oh, wie sehr er sie liebte.
»Du musst jetzt gehen, Ansgar. Ich hoffe, dich eines Tages wieder zu sehen. Dann unter besseren Umständen.« Ihre Worte taten weh, auch wenn er wusste, dass sie Recht hatte. Und er sorgte sich um sie, deshalb antwortete er: »Das hoffe ich auch. Pass auf dich auf, Katharina. Die Königsburg ist eine Schlangengrube geworden.«
»Das ist wahr. Aber du, pass du besonders auf dich auf. Ich kann dich nicht jedes Mal retten. Und nun lauf. Ich weiß nicht, ob sie nicht doch irgendwann suchen kommen. Wenn Wolfhard erfährt, dass du weg bist, wird er toben.«

Die Freiheit winkt

Ansgar nickte, stahl sich einen letzten Kuss und wandte sich um. Er trat aus dem Gang in den dämmernden Herbstmorgen. Nebel hing noch in den Bäumen, die mit ihren dunklen Ästen nach ihm zu greifen schienen. Seitlich stand ein Bauernhaus. Aber er wagte es nicht, dort um Hilfe zu bitten. Er begann zu rennen. Einfach zu rennen. Immer weiter. So weit ihn seine Füße trugen. Richtung Lindfeld und Ramaria. Er rannte und rannte. Sein Atem flog. Die Striemen schmerzten. Aber er spürte es nicht. Was ihn erwartete, war alle Strapazen wert. Freiheit.

Was wäre wenn?

Was wäre wenn? Wenn es noch anders wäre? Wenn Katharina mit Ansgar gegangen wäre? Alternative Geschichte = neue Möglichkeiten, neue Ideen, damit zu experementieren liebe ich. Was denkt ihr? Welche Entwicklung für Ansgar und Katharina hätte ihr euch gewünscht? Schreibt es mir in die Kommentare.

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