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Mit der Bahn ins Schriftstellerhaus

Jetzt ist es schon mehr als einen Monat her und ich habe diese Beitrag immer noch nicht veröffentlicht. Deshalb wird es jetzt Zeit für den ersten Teil meines Schreiburlaubrückblicks: Am Montag 10.06.2024 war es nämlich endlich soweit. Mit der Bahn ins Schrifststellerhaus, das war mein Plan, denn mein langersehnter Schreiburlaub in Plessa begann. Letztes Jahr im Sommer hatte ich von dem Haus gehört oder besser gesagt gelesen. Nämlich in der Zeitschrift für Selfpublisher vom gleichnamigen Selfpublisherverband. Und schon da hat mich sofort die Sehnsucht gepackt, dort hinzufahren. Aber wie immer ist es natürlich auch eine Frage der Finanzen. Und da die bei uns wie wohl bei den meisten nicht so unbegrenzt verfügbar sind, habe ich mir einen Teil zum Geburtstag und einen zu Weihnachten gewünscht. Und irgendwann Anfang diesen Jahres habe ich es gewagt, mich anzumelden. Es war gar nicht so einfach, die passende Zeit zu finden. Eine Zeit, in der es für mich passt und in der das Zimmer noch frei war, für das ich mich anmelden wollte. Und nun ging es also los: mit der Bahn ins Schrifststellerhaus Plessa.

Hab ich die passende Zeit gefunden?

Natürlich, wirst du denken, denn sonst hättest du ja nicht fahren können. Stimmt. Ich wäre jetzt nicht hier, wenn wir keine Zeit gefunden hätten, die für mich und die Besitzerin des Hauses passte. Aber: Es ist so perfekt, wie es nur sein kann und das konnte ich nicht wissen. Das war mir beim Buchen damals gar nicht bewusst, beziehungsweise ich hatte noch keine Ahnung, wie sich die Dinge zeitlich entwickeln würden. Wieso ist es die perfekte Zeit? Nun, ich habe Band eins meiner Trilogie gerade beendet und zum Druck frei gegeben. Und Band zwei muss noch geplant werden und dafür braucht es Ruhe und Konzentration. Und Zeit und Gelassenheit und einen inspirierenden Ort. Und den hab ich hier gefunden. Und die Zeit auch und die Ruhe und Gelassenheit wird kommen, einfach weil es hier so abgelegen und fast schon einsam ist, weil nichts ablenkt und nichts hindert. Zeit einfach die Gedanken kommen und gehen zu lassen, Ideen zu suchen und zu finden, sich von Gott berühren zu lassen. Aber bevor ich mehr verrate, will ich vorne anfangen.

Müssen Reisen immer mitten in der Nacht beginnen?

Ich weiß nicht, ob das bei dir auch so ist, meine Reisen beginnen oft zu nachtschlafender Zeit. Ja, das ist praktisch, weil meist noch weniger Verkehr auf den Straßen ist und man gut voran kommt. Ja, das ist sogar mit der Bahn praktisch, weil die Reise einfach günstiger war. Deshalb beginnen Reisen meist zu nachtschlafender Zeit. So auch heute. Der Wecker klingelte um 3 Uhr 50, aufgestanden bin ich um 4 Uhr 10. Dann ging es rund: duschen, ankleiden, die letzten Sachen packen, Proviant einräumen, noch was wichtiges vergessen, zurück gehen und den Regenponcho mitnehmen. Man weiß ja im Moment nie, wann es zu regnen beginnt. Um viertel vor sechs war ich an der Bahnstation Lörrach Burghof und musste noch zehn MInuten warten bis mein Zug um 5 Uhr 56 nach Basel Badischer Bahnhof startete. Dort bin ich bequem in den Zug nach Frankfurt/Main eingestiegen. Zuerst musste ich mal vier Männer aus meinem Abteil vertreiben. Das heißt, das war gar nicht meine Absicht: Ich wollte nur zu meinem reservierten Platz, aber irgendwie sind sie dann ganz geflüchtet. Um Viertel nach sechs, saß ich also schon im ICE nach Berlin, den ich in Frankfurt wieder verlassen wollte.

Eine schöne Überraschung

Vor dem Umstieg gab es noch eine schöne Überraschung. Eine liebe Freundin hat mich im Zug besucht. Ich hatte gar nicht mit ihr gerechnet, weil sie nichts gesagt hatte. Und so ein Treffen im fahrenden Zug ist irgendwie speziell, zumal sich zu mir eine adrette Frau im schicken Roten Kleid mit Bahnlogo setzte. Uschi ist seit knapp einem Jahr ausgebildete und geprüfte Bahnbegleiterin, auf altmodisch also Schaffnerin. Und sie liebt ihren neuen Beruf. Ich fand die Entscheidung nach mehr als 30 Jahren Berufsleben nochmal was ganz anderes zu machen, sehr mutig, aber bisher hat sie es nicht bereut, sondern ist im Gegenteil sehr glücklich damit. Vermutlich weil Bahnfahren eh ihr Hobby war und genau zu ihrem Blogthema passt: Unterwegs ist das Ziel.
Jedenfalls fand ich es sehr nett, meine „eigene“ Bahnbegleiterin dabei zu haben. Wir haben sogar Zeit gefunden, ein paar MInuten miteinander zu quatschen und es uns gemütlich zu machen, ehe ab Karlsruhe der Bär im Zug steppte.

Keine Reise ohne Abenteuer

Irgendwann war klar, mein Zug wird immense Verspätung haben. Zwar nur 15 -20 Minuten, aber das reichte. Es war jedenfalls mehr, als meine Umstiegszeit betrug. Damit war klar, ich verpasse den Anschluss. Meine liebe Uschi hat natürlich für mich vorgesorgt und mir den neuen Fahrplan ausgedruckt. Der war allerdings viel schlechter als der eigentliche Plan. Mit deutlich mehr Umstiegen und einer Stunde Verspätung am Ankunftsort. Seufz. Aber was solls. Ist ja nicht zu ändern. Obwohl ich schon gerne den anderen Zug gekriegt hätte. Aber nun gut, ich bin ja schlau und technikaffin, also habe ich die Änderung im DB-Navigator gesucht und eingegeben. Und schwupps, kriegte ich die Anzeigen für die neue Strecke.

Aber dann passierte etwas völlig Unerwartetes: Mein Anschlusszug stand doch noch am Gleis, als wir einrollten. Dabei hieß es, der würde nicht auf uns warten. Aber egal worauf er gewartet hat, er hat gewartet und stand noch da. Also nichts wie raus aus dem alten Zug, über das Gleis in den anderen Zug fallen. Natürlich am falschen Ende für meine Reservierung, was bedeutete, dass ich mich durch den ganzen Zug schlagen musste, ehe ich meinen Sitzplatz erreichte. Und es war recht voll dort. Also hat es eine Weile gedauert. Aber ich habs, trotz kaputtem Finger, schwerem Rucksack und 2 Taschen geschafft. Uff und plumps. Abenteuer 1 bestanden, dachte ich.

Das Abenteuer geht weiter

Pustekuchen. Als die Zugbegleiterin kam und die Fahrkarte kontrollierte, guckte sie mich scharf an und fragte: „Und wie wollen sie jetzt nach Plessa fahren?“ Meine Antwort: „Naja über Leipzig und dann in den Regionalexpress nach Hoyerswerda!“ Ihre Antwort: „Na gut, dann lassen wir das mal gelten!“
Als sie weg war, hab ich gegrübelt. Ich hatte doch eine Fahrkarte für diesen Zug über Fulda nach Leipzig und den anschließenden Regionalexpress. Wieso fragte die so komisch?

Bis mir klar wurde: „OH Scheibe! Ich hab ja auf Ändern meiner Route geklickt, als ich dachte, ich verpasse den Zug.“ Und anscheinend hat es dabei auch meine Fahrkarte geändert. Und weil ich Zugbindung hatte, war sie dann mit der Fahrkarte nicht mehr zufrieden, weil die eigentlich nicht für diesen Zug mehr galt. Uff, das hätte auch schief gehen können. Also merke ich mir nun: Zugplanänderungen immer erst annehmen, wenn der Zug tatsächlich verpasst wurde. Meist hat man dann ja eh mehr Zeit bis der nächste fährt und kann dann in Ruhe sagen: Route bitte ändern.

Geteilte Züge – getrennte Wege

In Leipzig angekommen hatte ich diesmal trotz 20 Minuten Verspätung genug Zeit meinen Anschluss zu kriegen. Auf dem Gleis angekommen, staunte ich über die Anzeige. Das war ein Doppelzug. Ein Teil ging nach Hoyerswerda, und einer nach Frankfurt Oder. In Falkenberg sollten sie dann getrennt werden. Ich wusste, ich muss in die erste Richtung, und mein Ziel liegt hinter Falkenberg, aber nun musste ich schlau werden aus diesem Plan. Welcher Zugteil war denn meiner?

Ich hab mehrere Leute auf dem Gleis angesprochen, ob sie sich auskennen, die ersten zwei verneinten. Der Zug fuhr ein. Ich hatte mich, so dachte ich, nach Plan orientiert. In den Abschnitten A und B hält der Teil nach Hoyerswerda, so hatte ich das verstanden. Am Einstieg, habe ich noch eine dritte Person gefragt, ob ich richtig sei. Der schien kompetent, weil zielstrebig und antwortete auch prompt: „Ja, der Abschnitt des Zuges geht nach Hoyerswerda.“ Super, also nichts wie rein in den voll werdenden Zug, damit ich für die nächsten anderthalb Stunden einen Sitzplatz bekomme. Das war wesentlich wegen des schweren Gepäcks. Ich brauchte einen Doppelsitz frei zum Abladen des Rucksacks. Zum Glück fand ich noch einen und plumpste erschöpft, aber froh, den richtigen Teil gefunden zu haben auf den SItz.

Kurz darauf kam wieder Unruhe im Abteil auf. Sitzen wir richtig? Denn erst zeigte die Anzeigetafel Hoyerswerda, dann Frankfurt/Oder und wir waren verwirrt. Zum Glück raffte sich eine Mitfahrende auf und suchte den Zugchef, der zum Glück an unserer nächstgelegenen Tür stand. Und tatsächlich: Wir waren richtig und kurz danach änderte sich auch wieder die Anzeige auf: Hoyerswerda.

Dann ruckelte ich also nochmal 90 Minuten plus fast 20 Minuten Verspätung durch die Landschaft und genoss die Aussicht.

Bei meiner Ankunft in Plessa erwartete mich schon die Inhaberin des Schriftstellerhauses, Frau Ingrid Kaech, die mich mit dem Auto abgeholt hat, damit ich meinen schweren Rucksack nicht durch den Ort schleppen musste.

Ankunft in der Elstermühle

Die Elstermühle ist einfach schön. Mitten in Wiesen, direkt an der Schwarzen Elster gelegen am Ortsrand von Plessa. Frau Ingrid Kaech half mir mit dem Gepäck, gab mir einen kurzen Rundgang durch Gaststube und Küche und ließ mich ganz sachte Kontakt aufnehmen mit ihrem Hund, der ein gemütliches Zotteltier ist und vor dem selbst ich ehemaliger Hundephobiker keine Angst haben muss, so friedlich und gemütlich wirkt er.
Dann ging es schließlich die Treppe hinauf in mein Zimmer. Ich habe das Sonnenzimmer und einen Blick ins Grüne, aufs Wasser der schwatzen Elster, In Bäume und Schilfgras, einfach nur wunderbar.

Ich habe meine Sachen abgeladen, bin auf Toilette gegangen und kurz darauf haben wir uns zu dritt mit allen derzeit Anwesenden Schreiburlaubern getroffen, wir waren sofort per Du und so glaube ich, uns gegenseitig recht sympathisch. Gemeinsam haben wir dann einen Rundgang durchs Gelände rund um die Elstermühle gemacht. Dabei konnten wir einen Waldpfad am Wasser entlang entdecken, eine uralte Eiche, die sehr imposant gen Himmel ragt und sicher 200 bis 500 Jahre auf dem Buckel hat, und einen Sumpf, den ich mit meinen guten Schuhen nicht zu überwinden wagte, da die Bretter doch recht wackelig waren. Wir haben also den Weg außen herum gewählt und sind dann gemütlich durchs Wäldchen am sumpfigen Graben entlang spaziert, um schließlich die riesige Biberburg zu sehen. Unglaublich, was für ein Bauwerk dieser Baumeitser erichtet, ganz ohne Skizze und Zeichnung.

Finde die Biberburg

Wusstest du, dass Biber schon vor 15 Millionen Jahren hier heimisch und auch im MIttelalter in ganz Europa verbreitet waren? Erst in der Neuzeit bis MItte des Zwanzigsten Jahrhunderts wurde er gründlich ausgerottet. Schön, dass man ihn nun wieder in freier Wildbahn sehen kann. Schade nur, dass ihm so viele Bäume zum Opfer fallen, bevorzugt nimmt er jüngere Bäume, so dass die alte, dicke Eiche immerhin nicht gefährdet ist.

Der Ausklang des Tages

Am Abend nach meinem Essen habe ich mir Zeit genommen, noch ein wenig hier die ersten Teile an meinem Blog zu verfassen. Dabei saß ich in der urigen Gaststube im Erdgeschoss, ganz hinten so dass ich einen guten Überblick über den Raum hatte. AUßerdem habe ich mir schonmal Fragen aufgeschrieben, die ich an Band zwei und an meine Figuren habe und habe dann in mich gelauscht bezüglich der Antworten. Um ca 10 Uhr bin ich in mein Bett gekrabbelt nach einem langen, ereignisreichen Tag. Es war gemütlich, schön feste Matratze, bequemes, nicht zu dickes Kissen und leichte Decke, die dennoch gut warm hält, denn nachts ist es hier zur Zeit noch sehr frisch.

Fazit

Mit der Bahn fahren ist immer Abenteuer. Und die Entscheidung hierher ins Schriftstellerhaus an der Elstermühle in Plessa zu kommen hat sich auf alle Fälle gelohnt. Selbst dann, wenn ich wieder erwarten nicht viel schreiben würde. Hier ist es einfach schön und die Seele kann zur Ruhe kommen.

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