Nächtliche Drachen, OP-Achterbahn und ein kleines Wunder

Diese Woche war… intensiv. Eine OP-Achterbahn – wild und ungezügelt.
Nicht laut. Aber tief. Nicht voller Ereignisse im Außen, sondern voller innerer Kämpfe.
Und falls du denkst, das klingt dramatisch – nun, vielleicht war es das auch ein bisschen.

Deshalb nun ein wilder Ritt durch die letzten Tage. Auch diesen Samstagsplausch verlinke ich mit dem Blog von Karminrot und dem Karminroten Lesezimmer.

Wer die Vorgeschichte zu dieser Woche noch nicht kennt, kann hier nachlesen: Samstagsplausch vom 18.05.2025

OP-Achterbahn

Ich sitze gerade im Krankenhaus.
Eine geplante OP steht an. Eigentlich hätte sie schon gestern sein sollen. Oder heute.
Oder in zwei Wochen … wer weiß das schon so genau?
Eben OP-Achterbahn.

Wie Achterbahnfahren ohne Ansage, wann der nächste Looping kommt.
Die Station ist ruhig, das Licht schummrig, aber in meinem Inneren tobt das Auf und Ab.
Planung? Schwierig. Struktur? Bröckelig.
Gefühle? Viele.

Manchmal hilft schon ein Foto

Gestern Abend versank ich dann im Trübsinn. Es war echt schwer und ich hab mich total einsam gefühlt, obwohl mein Mann am Nachmittag noch zu Besuch gewesen war und mir den Laptop und die Kopfhörer gebracht hatte. Aber in diesem Moment hab ich mich wie der letzte Menschn auf Erden gefühlt. Meine Bettnachbarin ist noch so sehr bei sich und ihrer schweren OP, das wir noch kein Wort gewechselt haben, was mich auch sehr bedrückt.

Und dann hab ich einer Freundin geschrieben. Und sie antwortete mit einem Foto über whatapp. Da waren vier Leute drauf, die sich gegenseitig Hasenohren zeigen und mich angrinsen. Ein Gruß aus meiner Ranger-Gruppe in Rheinfelden. Und dieses Foto und die nächsten drei, vier, die sie noch geschickt haben, haben mich für eine ganze Weile aus der Einsamkeit und dem Trübsinn gerissen. Denn da sind Menschen, die an mich gedacht haben und mich vermissen.

Drachenwache

Und dann gibt es Nächte wie die letzte.
Drachenwache.
Nicht die großen, feuerspeienden Monster.
Sondern die kleinen, fiesen, flüsternden Ungeheuer,
die dir sagen, dass du machtlos bist.
Dass du ausgeliefert bist.
Dass du es nicht schaffst.

Ich hatte Angst.
Nicht wegen der OP selbst. Sondern wegen dem Ausgeliefertsein.
Weil ich nichts planen, nichts organisieren, nichts beeinflussen kann.
Und ich? Ich bin eine Frau, die gern die Zügel in der Hand hält.
Die improvisieren kann, wenn sie darf.
Die Lösungen findet – wenn überhaupt irgendetwas offen ist.

Aber bei einer OP muss man loslassen.
Sich hinlegen. Vertrauen.
Und das fällt mir schwerer als alles andere.

Kleine Wunder und nächtliche Lieder

Doch dazwischen: kleine Wunder.
Eine Stunde Schlaf nach nächtlichem Zittern.
Ein Spaziergang den Stationsflur entlang, einfach um nicht zu zerbrechen.
Ein Lied auf den Ohren:

„I raise a hallelujah… louder than the unbelief.“
Und dazwischen die Erkenntnis:
Vielleicht ist das größere Wunder nicht, dass Gott die OP verhindert –
sondern dass er mich in Frieden durch sie hindurchträgt.

Und weißt du was?


Ich hab mich entschieden, nicht mehr gegen den Drachen zu kämpfen.
Sondern ihn beim Namen zu nennen.
Ihm ins Gesicht zu sagen: „Ich seh dich. Aber ich höre nicht mehr auf dich.“

Stattdessen höre ich auf Jesus, der mir leise ins Ohr flüstert:

„Ich bin bei dir. Fürchte dich nicht.“

Manchmal ist Glaube nicht der Sieg über die Angst.
Sondern das Flüstern der Hoffnung mitten im Zittern.
Manchmal ist Mut, nicht wegzulaufen, sondern liegenzubleiben
– mit offenem Herzen und einem zarten Ja, ich trau mich trotzdem.

Klinikbetten, die Looping fahren

Und so sitze ich hier, mitten im Auf und Ab dieser Woche,
mit einem Bild im Kopf:
Klinikbetten, die Loopings fahren.

Zwischen Humor und Hilflosigkeit.
Zwischen Chaos und Vertrauen.

Und ich sage dir, wenn du selbst gerade in der Warteschleife hängst,
in deiner eigenen kleinen Achterbahn oder Drachenschicht:
Du bist nicht allein.
Und du darfst schwach sein.
Denn du bist trotzdem gehalten.

Samstagswünsche

Möge dein Samstag weich zu dir sein.
Und mögest du wissen:
Mit Dachschaden sieht man die Sterne besser.

Von Herzen,
Martina
– Königstochter der wilden Wälder, mit Zipfel und Krone (Mein neuer Ehrentitel, grins)

PS: Lass dich nicht unterkriegen, egal, wie schwer es ist und versuch auch mal, den Draht nach oben zu aktivieren, ich hab die Erfahrung gemacht: es hilft.

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4 Responses

  1. Liebe Martina, das hast Du schön geschrieben. Solch innere Kämpfe und Achterbahnfahrten kennt sicher jeder, aber kaum jemand traut sich so offen darüber zu schreiben

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