Wortspuren #5 erfolgsversprechend

Schon zum fünften Mal gibt es heute meine WortSpuren. Ich lade dich wieder herzlich ein, mitzumachen und auch ein Wort zu küren, dass diese Woche Spuren bei dir hinterlassen hat. WortSpuren eben. Den ersten WortSpuren-Beitrag findest du hier: WortSpuren#1

Erfolgsversprechend – oder nicht?

ich hatte ein Wort,
aber es ist weg…
ich hatte ein Gedicht,
aber es ist weg…

es zu rekonstruieren?
wenig erfolgsversprechend
so wie mein Knie…
Diagnose: kaputt…
Aussicht auf Reparatur?
wenig erfolgsversprechend

ich schreibe trotzdem
auch wenns nicht hilft
wenn Worte verhallen
wenn es wenig Erfolg verspricht

denn immer noch besser
als nichts zu tun
dem Elend eine Stimme geben
ist mehr als nichts

und was in aller Welt ist erfolgsversprechend?
Erfolg? Was ist das?
Wer verspricht da was?
Was verspricht da wer?
Und wo führt das hin?

ist Erfolg nur
Geld? Reichtum?
Ansehen?
Gesundheit?
Erfolgsversprechend das,
was mir Gewinn bringt?

oder ist es auch das?
erfolgsversprechend
leben
fühlen
lieben
den anderen sehen?

mich nicht selbst verlieren
trotz Schmerz
trotz Angst
trotz Sorge
trotz alledem?

wer erlaubt dem Arzt
wenig erfolgsversprechend zu sagen?
ein Urteil zu fällen
ein Leben zu bestimmen?
eine Hoffnung zu töten?

erfolgsversprechend!
ich kämpfe.
für mich
für das Leben.
für andere
für Gott.

denn Leben ist immer erfolgsversprechend.

(Gedicht Martina Bollhöfer)

Was ist denn nun erfolgsversprechend?


Erfolgsversprechend. Klingt sachlich. Ist oft zu hören, wenn es um Umgang mit Geld geht: Diese Anlageform ist erfolgsversprechend. Da kannst du Gewinn machen. Oder im Sport: Sie oder er ist ein erfolgsversprechendes Talent. Wenn du oder der Verein auf den setzt, dann macht er Gewinn. Oder eben auch medizinisch: Diese Behandlungsmethode ist erfolgsversprechend. Das ist ein Gewinn für ihr Wohlbefinden, ihre Gesundheit. Oder eben auch nicht. Und dann wird dieses Wort ausgesprochen: Nicht erfolgsversprechend. Unaufgeregt. Aber es ist ein Urteil. Ein: Das lohnt sich nicht mehr. Das bringt keinen Gewinn.
Es ist es das Wort, das alles veränderte.

Ein Arzt schaut auf ein Bild. Und auf mich. Und sagt: „Das ist nicht erfolgsversprechend.“ Wobei, ich glaub er hat es nicht wörtlich so gesagt und doch, hat sich das Wort in mir festgesetzt.
Und es traf.

Nicht erfolgsversprechend – das Maß der Dinge?

Wie oft wird mit diesem Wort entschieden, ob man etwas überhaupt versucht?
Ob sich Mühe lohnt? Ob Hoffnung „realistisch“ ist? Nicht erfolgsversprechend. Das brauchst du gar nicht erst versuchen. Lass es sein. Das hat keinen Gewinn. Keine Aussicht. Keine Hoffnung.

Das Wort war ein Schlag. Nicht laut. Kein Donnerschlag.
Eher ein feiner Riss, der sich plötzlich durch meinen Plan zog.

Aber auch: ein Weckruf.
Wenn erfolgsversprechend das Maß aller Dinge ist –
was passiert mit dem Mut, mit dem Vertrauen, mit dem Kampfgeist?
Was ist denn überhaupt Erfolg? Und wer verspricht hier was? Kann er das halten? Würde er bezeugen, beeiden, dass da keine Hoffnung mehr ist?

Wie oft bewerte ich selbst meine Wege nach diesem Maßstab?
Wie oft lasse ich etwas sein, weil es nicht erfolgsversprechend ist?
Wie oft halte ich mich zurück – bei Menschen, bei Projekten, bei mir selbst? Zurückhaltend, weil der Gewinn ja eh fragwürdig ist. Weil es sich nicht lohnt, sich zu investieren. Weil der Aufwand gegen den Nutzen spricht.

Kämpfen, dranbleiben, hoffen

Ich habe mich entschieden, trotzdem zu kämpfen.
Nicht, weil jemand verspricht, dass es Erfolg haben wird.
Sondern weil ich wieder handeln will. Und glauben.

Für mein Knie. Für mein Leben.
Nicht perfekt. Aber in Bewegung.

Vielleicht ist erfolgsversprechend nicht die wichtigste Kategorie.
Vielleicht geht es manchmal eher darum: Ist es stimmig? Ist es dran? Was will Gott von mir? Was tut mir gut? Was tut anderen gut? Wo geht die Reise hin? Was will ich erreichen – jenseits von Erfolg?

Ich wünsche dir den Mut, deinen Weg weiterzugehen – auch wenn er nicht garantiert erfolgreich aussieht.
Denn manchmal ist genau das der Anfang eines Wunders.
Dranbleiben.
Nicht aufgeben.
Hoffen – gegen alle Hoffnungslosigkeit.
Glauben – wo Wissen nicht reicht.
Vertrauen.
Gott lädt dich ein.
Seine Hand ist ausgestreckt.
Seine Arme offen.

Und jetzt du!

Welches Wort hat dich diese Woche begleitet?
Was hat dich bewegt, herausgefordert, berührt, bestärkt?

Schreib es auf.
Teile es mit mir –
Hier im Kommentar
oder auf Social Media mit dem Hashtag #WortSpuren und einem @kreativeschreiberei.

Ich freue mich auf dein Wort, das diese Woche Spuren in deinem Leben gezogen hat.

Hinterlasse den Link zu deinem WortSpuren-Blogbeitrag gerne in den Kommentaren. Oder schreib dein Wort direkt hinein – am liebsten mit einer kurzen Erklärung, warum du es gewählt hast und was es dir bedeutet.

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Wortberührt

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