Wortberührt #9 massiv

Ein weiterer sonniger Sonntag – und die Sonne scheint heute wirklich massiv.

Und genau das ist mein Wort der Woche.

Nicht wegen des Wetters (auch wenn das fast gereicht hätte), sondern weil es mich auf so vielen Ebenen begleitet hat: in Gedanken, im Alltag, in Gesprächen, im Erleben.

Was bedeutet massiv eigentlich – und wie fühlt es sich an, wenn das Leben genau so daherkommt?
Ich habe dem Wort Raum gegeben, ihm Bilder zugeordnet, es befragt und ihm schließlich ein Gedicht gewidmet: mein massives Gedicht.

Auch diesmal lade ich dich herzlich ein, mitzumachen.
Welches Wort hat dich in dieser Woche berührt?
Schreib mit, denk nach, teil dein Wort.

Denn Worte verändern.
Und manchmal ist es massiv, was sie in uns auslösen.

Meine früheren Wortberührt-Beiträge findest du übrigens hier: Wortberührt

Massives Gedicht

massiv
schwer
massig
unbeweglich
unverrückbar

massiv
fest
stark
wuchtig
drückend

massiv
groß
hart
überwältigend
bedrängend

massives Gewicht
ungestalt
monströs
aus der Form geraten
tonnenförmig

massive Kritik
scharf
harsch
in die Enge drängend
ohne Ausweg

massive Bedrohung
schwerwiegend
heftig
angst­machend
in großem Umfang

massive Gedanken
heftig
vehement
tiefgründig
verbissen

massiver Druck
erdrückend
belastend
schwer beladen
macht platt

aber auch:

massives Gold
wertvoll
echt
schwer reich
beeindruckend edel

massive Ehrlichkeit
offen
frei
nichts verbergend
hoffnung­weckend

Massiv ist vieles.
Massiv bedroht sind manche Tiere.
Massiv der Protest zu manchen Themen.
Massiv die Gefühle in mir.

Was mache ich damit?
Was setze ich entgegen?

Massive Ehrlichkeit.
Massive Liebe.
Massive Hoffnung.

Und du?

Massive Betrachtungen

Ein paar Gedanken zum Wort massiv. Ich habe mich dabei wieder vom DWDS, dem Digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache inspirieren lassen. Ein paar Gedanken zum Wort massiv. Wo kommt es eigentlich her? Und was sagt es uns heute?

Massiv ist ein echtes Schwergewicht – nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachgeschichtlich. Es geht ursprünglich zurück auf das lateinische massa, das wiederum aus dem Griechischen stammt – dort bedeutete māza so etwas wie „Gerstenbrei“ oder „Teigklumpen“. Also ganz buchstäblich: etwas Formloses, Schweres, aus einem Stück.

Spannend, wie daraus im Laufe der Zeit Wörter wie Masse, massig, massiv oder auch das Massiv (für Gebirgszüge) entstanden. Einen zusätzlichen Bedeutungs-Boost bekam das Wort durch die französische Revolution: les masses – die Volksmengen – prägten unser heutiges Verständnis von „Masse“ im gesellschaftlichen und politischen Kontext.

Und heute? Da ist massiv längst nicht mehr nur ein Begriff für Materialeigenschaften.
Es taucht in Gesprächen auf wie:

„Da kam massive Kritik.“
„Ich spüre einen massiven Druck.“
„Das war eine massive Erleichterung.“

Massiv ist ins Seelische gerutscht – in Gefühle, Gedanken, Beziehungen, Politik.
Es beschreibt nicht nur, was etwas ist, sondern wie es sich anfühlt: überwältigend, schwer zu tragen, manchmal unbeweglich. Und doch mitunter auch beeindruckend und kostbar – wie massives Gold.

Oft nutzen wir es einfach als Verstärkung – wobei es dann fast schon das höchste Level markiert. Etwas ist nicht nur bedrückend oder sehr bedrückend, sondern massiv bedrückend.
Dabei erlebt massiv fast eine massive Bedeutungs-Entwertung: Wenn plötzlich alles „massiv“ ist, was bedeutet es dann überhaupt noch?

Und doch – die Wucht bleibt.
Massive Kritik kann uns in die Knie zwingen.
Massive Bedrohung löst massive Angst aus.
Und am Ende stehen wir da – massiv verunsichert.

Massiv persönlich

Wieso bin ich denn heute so massiv unterwegs?
Weil ich massiv beeindruckt wurde
von einer massiven Aussage
über mein zugegebenermaßen massives Gewicht.
Das hat mich massiv getroffen
massiv aus der Bahn geworfen
und massiv zum Nachdenken gebracht.

Massive Verunsicherung kann zu Kapitulation führen.
Zum Aufgeben, zum Kopf in den Sand stecken.
Es braucht massive Gegenwehr, um sich nicht zu verlieren.

„Sie müssen massiv abnehmen!“
Der Satz saß.
Massiv.
nicht nur ein bisschen:
Nicht ein paar Kilo
Nicht mal nur zehn oder zwanzig
Es klingt nach:
– massivem Verlust
– massiver Einschränkung
– massiver Kontrolle, was und wie man isst
– massivem Sport, der nötig ist
– einer alles umwälzenden Veränderung
Und ja das ist es.
Ein Satz.
Und er krempelt mein Leben massiv um.

Bist du auch massiv bedroht, massiv entsetzt oder massiv ehrlich?

Massive Sonntagsgrüße an alle

Und jetzt du!

Welches Wort hat dich diese Woche begleitet?
Was hat dich bewegt, herausgefordert, berührt, bestärkt?

Schreib es auf.
Teile es mit mir –
Hier im Kommentar
oder auf Social Media mit dem Hashtag #meinWortberührt und einem @kreativeschreiberei.

Ich freue mich auf dein Wort, das diese Woche Spuren in deinem Leben gezogen hat.

Hinterlasse den Link zu deinem Wortberührt-Blogbeitrag gerne in den Kommentaren. Oder schreib dein Wort direkt hinein – am liebsten mit einer kurzen Erklärung, warum du es gewählt hast und was es dir bedeutet.

CATEGORIES:

Allgemeines

Tags:

One response

  1. Hallo Martina!
    Mein Rekonstruktionsversuch, den Sinn bewahrt, die Form vernachlässigt.

    -PUNKTEPLAN-

    Mein Wort und die Liste, die mich diese Woche aufgerichtet hat, mit Freunden und einem Moment, der die Einflüsse des Lebens wieder in die richtigen Proportionen gebracht hat.

    –‐-‐———————–

    Punkteplan
    1. Hoffnung
    2. Gottvertrauen
    3. Eins nach dem Anderen
    4. Geduld mit mir selbst
    5. Gedankenkarussell einmotten
    6. Schulterklopfer nicht vergessen
    7. Kontakt mit Freunden halten
    8. Eigenen Akku nicht tiefentladen
    9. Jeden Tag 5 konkrete Aufgaben (4 mal Pflicht und 1 mal Kür, die Seele braucht auch was um gesund zu bleiben)

    —————————-

    Punkteplan

    Ich führe keine Liste über meine Verluste, oder Neuanfänge.

    Beides zwingt manch Liebgewonnenes loszulassen, selten ist man so richtig bereit für das eine wie das andere.

    Die Verluste sind etwas geringer geworden, die Neuanfänge zahlreicher.

    Es ist die Hoffnung, das Gottvertrauen, das mich weitermachen lässt.

    Momentan bin ich mehr beim Nehmen, denn beim Geben. Manchmal wünschte ich in der Lage zu sein mehr zu geben, nicht nur materiell. Sondern auch für andere mehr da zu sein. Nicht nur die Mittel sind limitiert auch die Energie. Manchmal laufen die Ängste aus dem Ruder und ich muss mich wieder besinnen, auf das Wesentliche…

    Dann kommt er wieder der Punkteplan, diesmal mit einem Body-Double, leider in Begleitung eines dicken Knies, das Schonung verlangt. Dennoch kleine Erfolge, vielleicht auch bald wieder Land in Sicht, weil die Hoffnung wächst mit jedem Punkt, der erledigt ist.

    Eine schöne Woche
    LG Sabine

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Latest Comments

Cookie Consent mit Real Cookie Banner