Wortberührt #16 Abschied

Mitten im Herbst berührt mich das Thema Abschied noch einmal ganz besonders. Viele haben es schon gelesen, ich habe mich von meinem Sohn verabschiedet, zum Glück nur auf Zeit, aber trotzdem, ich merke, dass es mich beschäftigt und ich das nicht so einfach wegstecke. Deshalb hier eine etwas literarischere Betrachtung zum Wort Abschied. Viel Spaß beim Lesen.

Auch diesmal lade ich dich herzlich ein, mitzumachen.
Welches Wort hat dich in dieser Woche berührt?
Schreib mit und teil dein Wort. Denn Worte verändern.
Meine früheren Wortberührt-Beiträge findest du übrigens hier: Wortberührt

Abschied – Ursprung und Wortbedeutung


„Abschied“ kommt vom mittelhochdeutschen „abschiet“, das wiederum von dem Verb „scheiden“ stammt – also „auseinandergehen, trennen, auseinander treten“.

Bedeutung im Ursprung:


„Abschied“ bedeutete ursprünglich die Handlung des Sich-Trennens, aber auch die Erlaubnis zu gehen oder sogar das förmliche Entlassenwerden.
Im Mittelalter sagte man etwa: „Ich bat um Abschied vom Hof“ – also: Ich bat um die Erlaubnis, mich zurückzuziehen oder zu gehen.

Wortbestandteile:

  • ab- = weg, fort
  • scheiden = trennen, auseinandergehen

Das heißt: Abschied trägt immer beides in sich –
👉 das Fortgehen
und zugleich
👉 das Loslassenmüssen.

Es ist kein kaltes Wort, sondern eines, das Beziehung und Bewegung beschreibt.
Im Kern bedeutet es: „Ich trenne mich von etwas, das mir einmal nah war.“

Wenn man es so betrachtet, hat „Abschied“ fast immer auch etwas Heiliges – weil es den Moment markiert, in dem man etwas freigibt, das man geliebt hat.

Mein persönlicher Zugang zum Thema Abschied

In der letzten Woche haben wir Abschied gefeiert. Von meinem jüngsten Sohn, der für seine Ausbildung fast 1000 km weit weg gezogen ist. Es ist kein endgültiger Abschied, nur einer auf Zeit. Aber dennoch einer, der mir nicht leicht gefallen ist. Jemanden loszulassen, der einem sehr nahe steht, bedeutet immer auch Schmerz, vielleicht sogar Angst vor dem Allein sein. Aber es ist auch eine Chance, dass Neues wachsen kann. Ein Moment, wo Freude über neue Möglichkeiten und Verlust liebgewonnener Gewohnheiten sich küssen. Ein Moment, den man aushalten darf. Trauer ist erlaubt. Angst und Sorge ebenso und doch kann man den Kopf heben und die neuen Wege sehen lernen, die da vor einem liegen.

Abschied – das klingt nach Ende,
doch in seinem Ursprung steckt Bewegung.
„Ab-scheiden“ hieß einst auch: die Erlaubnis zu gehen. Sprich die Freiheit weiterzuziehen, die Möglichkeit, neue Wege auszuprobieren, sich unabhängig zu bewegen.

Vielleicht liegt genau darin sein Schmerz und seine Würde:
Ich lasse etwas los, das mir kostbar war.
Ich halte nicht fest, was seine Zeit gehabt hat.
Ich sage leise Ja zum Weitergehen,
auch wenn mein Herz noch auf dem Bahnsteig steht.

Und mitten in dieser Leere spüre ich:
Gott bleibt.
Er verlässt nicht,
auch wenn Menschen, Zeiten, Wege sich verändern.
Sein Dasein wird zum Versprechen,
das Abschied nicht das Ende ist –
sondern der Anfang von Vertrauen.

Und du?

Von was hast du in letzter Zeit Abschied genommen? Was hast du zurückgelassen, aufgegeben oder weiterziehen lassen? Welche Dinge oder Personen, denen du nahe standest, verabschieden sich aus deinem Leben? Und wie bist du damit umgegangen? Überwiegt die Trauer, der Verlust? Oder die Freude über den Freiraum für Neues?

Wenn du magst, kannst du deine Erfahrungen in den Kommentaren teilen oder du kürst ein eigenes Wortberührt-Wort der Woche. Auch dann würde ich mich freuen, wenn du es mit mir teilst!

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