Adelar und die Gaukler

Auch die Geschichte „Adelar und die Gaukler“ ist im Rahmen des Adventskalenderprojekts im Jahre 2022 entstanden. Auch wenn diese Szene es nicht in mein erstes Buch geschafft habe, gehe ich aber dennoch davon aus, dass sie so oder ähnlich stattgefunden hat. In Band 1 von Ansgar von Briant erfährt man, dass der Gelehrte und Heilkundige Adelar, der dort schon in fortgeschrittenem Alter ist, eine Zeit bei Gauklern verbracht hat und dort auch bestimmte Fähigkeiten erworben hat, die wichtig werden. Der Beginn dieser Gauklerzeit, könnte ungefähr so ausgesehen haben. Viel Spaß beim Lesen.

Kersulec, im Jahre 1105

Adelar stand mit den anderen Burschen am Feuer und starrte in die rotorange glosende Glut. Die Kastanien, die sie an den Rand gelegt hatten, knackten leise und dufteten bereits verführerisch. Dennoch warteten sie noch eine ganze Weile, ehe sie mit Stöcken die heißen, braunen Dinger aus der Glut schubsten. Natürlich verbrannte er sich die Finger beim Versuch, die Erste zu öffnen. Die waren aber auch heiß. Der Geschmack jedoch entlohnte für alle Mühen. Heiß, nussig und leicht süß zergingen sie auf der Zunge.

Später kreisten Becher mit einem Trunk. Adelar fragte nicht, was eigentlich drin war in dem Zeug. Es war süß und ließ einen schweben, als sei man ein Drachenbaby. Den Kopf voller kruder Gedanken legte er sich neben das verglühende Feuer.

»Hier bist du, Adelar, was tust du da?« Jemand berührte ihn sanft an der Schulter und klang besorgt.
»Mutter, was?« Er stützte sich auf die Schulter auf und blinzelte nach oben.
»Wir haben uns Sorgen gemacht, Vater und ich. Du bist nicht nach Hause gekommen. Du sollst doch nicht… Sie sind nur Niedere, Ausgestoßene.«
»Sie sind meine Freunde, Mutter!«
»Freunde!« Sie spuckte das Wort aus, als sei es etwas so ekeliges wie vergorene Schafshoden mit kandierten Minzblättchen. Dann hielt sie ihm ihre Hand hin und wollte ihm aufhelfen.

Adelar ignorierte sie geflissentlich. »Du kannst gehen, Mutter, ich kenne den Weg nach Hause alleine und werde ihn finden, wenn ich das will.«
Sie schluckte, zog ihre Hand zurück und nickte. »Wie du meinst, Adelar.« Si+e drehte sich steif um und ging durch die Menge. Irgendetwas an ihr ließ ein brennendes Sehnen in Adelars Herz sinken. Sie wirkte verloren und allein, obwohl sie sich durch die Menge schob.
Adelar sah ihr nach, bis die Dunkelheit sie verschluckte. Dann drehte er sich um und lauschte den letzten knisternden Flammen.

Der nächste Morgen brachte geschäftige Aufbruchsstimmung. Karren wurden beladen, Decken verräumt. Die Feuer gründlich gelöscht. Adelar kletterte wie selbstverständlich neben das sonnengebräunte Mädchen auf den Kutschbock des zweiten Wagens.

»Du begleitest uns?« Sie zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn von oben bis unten.
»Vorerst. Wenn die Daike es erlaubt«, sagte er. Adelar wusste, dass ihr Wort mehr zählte als das irgendeines anderen.

Er schielte hinüber, dorthin, wo die Anführerin der Gaukler gerade mit einem Mann diskutierte und Anweisungen gab: »Ich habe gesagt, wir brechen jetzt auf. Beladet die Karren gefälligst schneller. Ich habe keine Lust mehr zu warten!«


»Das tut sie sicher«, war das Mädchen neben ihm überzeugt, aber Adelar war da nicht so überzeugt.
Ein breites Grinsen legte sich auf ihre Lippen. Schließlich beugte sie sich herüber und drückte Adelar einen Kuss auf die Wange. Hitze stieg in ihm auf, alle Glieder prickelten und er sah verlegen auf seine Finger. Zugleich hüpfte sein Herz in seiner Brust. Er mochte sie sehr, auch wenn er sich darüber keine Rechenschaft gab.
Die Karren setzten sich rumpelnd in Bewegung. Der Beginn einer neuen Zeit. Adelar war mehr als zufrieden mit sich und der Welt. Was ihn erwarten würde, darüber machte er sich keine Gedanken.

Wie unsere Entscheidungen unseren Lebensweg prägen

Ich liebe diese kleine Episode. Kannst du dir vorstellen, dass aus diesem jungen Mann, Adelar, einst ein Berater für Könige wird? Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie Lebenswege verlaufen und für meine Geschichte ist dies eine kleine, aber wichtige Entscheidung, die alles verändert. Was, wenn Adelar damals mit seiner Mutter zurückgegangen wäre nach Hause, wie hätte das sein Leben verändert und welche Auswirkungen hätte das in meinem Buch gehabt? Bestimmte Dinge hätte er dann nicht gelernt und das hätte mächtige Folgen gehabt.

Lass mich deine Meinung hören und schreib mir gerne einen Kommentar.

Tags:

No responses yet

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner