Mein Weg mit Gott – Von Kinderglauben, Krisen und Berufung

Ich lade dich ein, mit mir in meine Geschichte mit Gott einzutauchen. Mein Weg mit Gott war nicht immer einfach und gerade aus. Hier erzähle ich dir, wie ich meinen Glauben an Jesus Christus gefunden habe – und wie er mich mein Leben lang begleitet und getragen hat.

Es ist eine persönliche Geschichte – mein ganz eigener Weg mit Gott.
Ich weiß: Es gibt viele Arten, ihm zu begegnen und ihn zu erfahren. Keine davon ist besser oder schlechter – nur anders.

Auch wenn mein Weg mit Gott schon früh begann – es ist nie zu spät, ihm zu begegnen.

Hinweis:
Dieser Beitrag ist sehr persönlich. Ich erzähle von Glaubensfreude – aber auch von inneren Kämpfen, psychischen Krisen und schwierigen Entscheidungen.
Ich teile diese Erfahrungen nicht, um jemanden bloßzustellen oder etwas zu beweisen, sondern weil ich glaube, dass Gott auch durch unsere Brüche wirkt.
Wenn du Ähnliches erlebt hast – oder einfach neugierig bist, wie Glauben in echten Lebensstürmen aussehen kann – dann lies gern weiter.
Und wenn dich etwas berührt: Du darfst dich gern bei mir melden.

Erste Schritte auf meinem Weg mit Gott

Kindergottesdienst mit 5

Meine Mutter war evangelisch, mein Vater katholisch. Geheiratet haben sie evangelisch, und es wurde viel Wert darauf gelegt, dass ich christlich erzogen werde. So hat meine Mama von Anfang an abends mit mir am Bett gebetet und mich, sobald ich alt genug war, in den Kindergottesdienst geschickt.

Ich erinnere mich, dass ich mit etwa fünf oder sechs Jahren alleine zum Gemeindehaus gelaufen bin, um am Kindergottesdienst teilzunehmen. Viel mehr weiß ich aber nicht mehr – weder welche Geschichten wir gehört haben, noch wer sie erzählt hat oder wie viele Kinder dort waren. Nur, dass es mich beeindruckt hat. Und dass es wohl diese damals typischen Flanellbilder gab.

Vielleicht war eine der Geschichten die von Josef – sie hat mich auch später immer wieder fasziniert. Aber wie gesagt: Ich erinnere mich nicht mehr wirklich.

Diskussionen mit Gott mit 8

Ich hatte einen Religionslehrer in der Grundschule, den ich sehr mochte und dessen Worte mich wohl tief geprägt haben. Jedenfalls erinnere ich mich daran, dass er einmal sehr ernst und mahnend sagte, man müsse, wenn man einen Fehler gemacht habe, aufrichtig bereuen und ehrlich beten, damit Gott einem vergeben könne. Es ging um Heuchelei – und darum, dass Gebete mit einem aufrichtigen Herzen gesprochen werden müssten, weil Gott das Herz kennt und weiß, ob wir es ehrlich meinen oder nur oberflächlich etwas dahinsagen.

In meinem kindlichen Herzen hat das ein verheerendes Feuer ausgelöst. Die Vorstellung, ich könne nicht „aufrichtig genug“ bereuen – ich könne Gott belügen, und er könne mir dann nicht vergeben – war schrecklich. Ich weiß noch, wie ich allein im Garten saß, oben auf der Rutsche, weinend und betend, diskutierend mit Gott, ob ich nun aufrichtig genug gebetet hätte. Ob er mir so vergeben könne. Da war dieser intensive Wunsch: keine Heuchlerin sein zu wollen.

Damals war es eine echte Seelenqual – ein innerer Aufschrei, eine Angst, die mich umgetrieben hat.
Heute würde ich sagen: Wenn du so ringst, dann ist es auf jeden Fall aufrichtig.
Aber damals war mir das nicht klar.

Und genau daran sieht man, wie machtvoll Worte sein können.
Diese eine Aussage meines Lehrers hat mir lange Kämpfe mit mir selbst – und mit Gott – beschert.

Meine erste Gebetserhörung mit 12

Tatsächlich erinnere ich mich sehr gut an meine allererste ganz bewusste – und wirklich große – Gebetserhörung.

Meine Mama war zu dieser Zeit psychisch krank. Nach dem Tod ihres Vaters war sie in eine Depression gerutscht, und zwischen Weihnachten und Silvester verschwand sie plötzlich. Niemand wusste, wohin. Wir riefen Freunde und Verwandte an, suchten alle bekannten Plätze in der Stadt ab – aber sie war wie vom Erdboden verschluckt.

Um meinen Papa nicht zusätzlich zu belasten, habe ich mich zusammengerissen und nur in meinem Zimmer geweint. Dort habe ich mich auch auf den Boden gekniet und Gott um zwei Dinge gebeten:

  1. dass meine Mama gefunden wird und zu uns zurückkehren kann,
  2. dass er sie bewahrt – gesund und unversehrt.

Es war Winter, ziemlich kalt, und mir war klar, dass viel passieren kann, wenn jemand verwirrt und orientierungslos ist. Ob ich damals befürchtet habe, dass sie sich etwas antun könnte, weiß ich nicht mehr – aber ich wusste, dass sie in Gefahr war.

Gott hört

Nach etwa drei Tagen – soweit ich mich erinnere – kam ein Anruf von der Bahnhofspolizei.
Meine Mama war aufgegriffen worden: verwirrt und sichtlich angeschlagen, aber ansprechbar. Sie konnte sagen, dass sie zu uns gehörte, und hatte eine Telefonnummer dabei. So wurden wir benachrichtigt und konnten sie abholen.

Ich war unendlich dankbar. Mein erster Weg führte zurück in mein Kinderzimmer – um Gott zu danken, dass sie wieder da war.

Noch mehr staunte ich, als sie später erzählte:
In der ersten Nacht hatte ein Hotelier sie gesehen und ihr kostenlos ein Zimmer gegeben – weil er spürte, dass mit ihr etwas nicht stimmte und sie nicht einfach eine Obdachlose war.
Die zweite Nacht verbrachte sie in einer offenen Kirche. Auch dort war sie sicher – geschützt vor Kälte und Übergriffen.

Gott hatte mein Gebet gehört – und sich gekümmert.
Meine Mama war wieder da. Unversehrt.
Sie hatte sichere, trockene Schlafplätze in der Kälte.
Und als Krönung verschwand ihre psychische Erkrankung ein halbes Jahr später – als hätte der Wind sie verweht.

Ich bin Gott bis heute dankbar für diese große und kraftvolle Gebetserhörung..

Meine Entscheidung für Jesus mit 14

Ich wurde im Frühjahr 1988 konfirmiert – wie viele andere Jugendliche auch.
Es war ein festlicher Moment, Verwandte waren zu Besuch, und in der Kirche hatte ich diesen besonderen Augenblick bei der Segnung. Als der Pastor mir die Hand auflegte, habe ich gespürt, wie Gott kommt – mit Segen, mit Wärme, mit Licht – und mich berührt.

Das war sehr intensiv.
Ich hatte mich bewusst für die Konfirmation entschieden, viele Bibelverse und Lieder auswendig gelernt. Und doch: Es war noch nicht der Punkt, den ich als meine „Bekehrung“ bezeichnen würde.

Im Sommer desselben Jahres, kurz vor meinem 15. Geburtstag, fuhr ich mit der Jugendfreizeit der evangelischen Kirchengemeinde Halle/Westfalen nach Bostrak in Norwegen.

Der Pastor, der uns begleitete – ein anderer als bei meiner Konfirmation – hat Jesus so bildhaft und lebendig beschrieben, dass es mir vorkam, als hätte er ihn mir direkt ins Herz geschrieben. Er machte klar:
Glaube passiert nicht einfach. Glaube ist eine Entscheidung.
Du kannst Ja sagen oder ablehnen. Es ist deine Wahl.
Ein „Ich weiß nicht“ oder „vielleicht“ gibt es nicht – entweder du gehst den Weg mit Jesus, oder nicht.

Und da wurde mir klar:
Ich kann nicht anders. Zu diesem Jesus will ich gehören.

Dort – fernab von Zuhause, umgeben von ehrlichem Glauben, echter Gemeinschaft und beeindruckender Natur – habe ich zum ersten Mal ganz bewusst gesagt:
Ja, Jesus, ich will dir gehören.
Es war kein: „Ich muss das glauben“, sondern ein:
Ich will. Ich glaube. Ich entscheide mich.

Begegnung mit dem Heiligen Geist mit 20

Mit etwa 20 Jahren war ich auf dem Kirchentag in München und kam dort in Kontakt mit einer afrikanischen Gemeinde aus Wuppertal. Über sie entstand später eine Verbindung nach Aachen – zu einer sehr charismatischen, afrikanischen Gemeinde, die ich ab da regelmäßig an den Wochenenden besuchte.

Ich mochte ihre Art, den Glauben zu leben – laut, emotional, intensiv. Das Gebet war voller Leidenschaft, die Gottesdienste voller Trubel, Freude und Hingabe. Besonders faszinierte mich das Sprachengebet. In der evangelischen Landeskirche hatte ich bis dahin kaum vom Heiligen Geist gehört. Für mich war das alles neu – und aufregend.

Eines Tages war ich bei einem kleinen Treffen – fünf Afrikaner, eine Deutsche und ich.
Sie sagten: „Wir können für dich beten, dass du den Heiligen Geist empfängst und in Sprachen beten kannst.“

Ich stimmte zu.
Sie stellten sich um mich, beteten leidenschaftlich – auf Afrikanisch, auf Englisch und in dem, was sie Sprachengebet nannten.

Und wieder – wie schon bei meiner Konfirmation – spürte ich: Gott kommt.
Mit seinem Geist. Und Licht. Und Wärme.

Aber ich hatte Angst.


Ich kannte das nicht. Ich wusste nicht, was passieren würde.
Und so machte ich innerlich dicht – es war, als hätte ich einen Gullideckel über meinen Kopf gezogen und mich abgeschottet.

Und Gott?
Er hörte auf.
Denn er zwingt sich niemandem auf.
Er respektierte mein Nein. Meine Angst. Meine Grenze.

Die eine Deutsche, die dabei war, spürte, dass ich nicht offen war, nicht bereit zu empfangen. Sie sagte:
„Stopp. Wir hören hier auf.“
Und alle hörten auf.

Dann wandte sie sich mir zu:
„Wenn du das wirklich willst – mit dem Sprachengebet und dem Geist Gottes – dann geh in dein Zimmer.
Lies in der Bibel die Stellen über den Heiligen Geist und das Sprachengebet.
Und wenn du dann Gott darum bittest, wird er dich hören.“

Das habe ich getan.


Allein in meinem Zimmer

Dort in meinem Zimmer habe ich auf meinem Bett gesessen und Gott gebeten, mir diese Art zu beten zu schenken.
Es ist wie eine Sprache, die keiner versteht außer Gott – das, wovon die Bibel sagt:

Der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern. (Römer 8,26)

Ich wollte es – und hatte trotzdem Angst.
Aber Gott kam – behutsam.
Ich begann, einen Laut auszusprechen. Dann kam ein erstes Wort.
Nach und nach mehr.

Es war wie ein kleines Wunder.

Gott hat meine Grenzen gesehen.
Er hat mir nichts übergestülpt, war nicht beleidigt, dass ich erst abweisend war.
Er hat mich beschenkt – sanft, liebevoll, genau in meinem Tempo.
Und dieses Sprachengebet hat mir später noch oft geholfen – in Momenten, in denen Worte nicht mehr reichten.

Meine Taufe – ein bewusster Schritt

Mit 23 Jahren habe ich mit mir gerungen.
Ich war als Kind getauft worden, hatte mich bewusst für meine Konfirmation entschieden – aber beim Lesen in der Bibel stieß ich auf etwas anderes.
Dort war nicht von Kindstaufen die Rede.
Immer wieder las ich von Erwachsenen, die sich nach ihrer bewussten Entscheidung für Jesus taufen ließen.

Damals waren wir in einer freien Gemeinde.
Dort wäre es völlig akzeptiert gewesen, wenn ich gesagt hätte: „Ich erkenne meine Kindertaufe an.“
Aber ich hatte kein Ja mehr dazu.
Nicht, weil meine Eltern damals etwas falsch gemacht hätten – ganz im Gegenteil.
Aber ich konnte es nicht mehr so stehen lassen.

Ich wollte diesen Schritt selbst gehen.
Aus Überzeugung.
Mit einem klaren Bekenntnis.

Nicht, um andere zu verletzen oder abzugrenzen.
Nicht aus Rebellion.
Sondern weil für mich Taufe bedeutet:
Ich gehe bewusst auf Gott zu.
Ich bekenne öffentlich, dass ich zu Jesus gehöre.
Damit setze ich ein Zeichen – für mich selbst, für die sichtbare und unsichtbare Welt.

Ich wollte einen Anker.
Etwas, das ich mir sagen kann, wenn der Glaube wankt:

„Hier, sieh her: Ich habe mich entschieden. Und ich habe es mit der Taufe bekräftigt.“

Ich bin in Jesu Tod und Auferstehung hineingetauft –
hinein in das neue Leben, das er schenkt.

Und so ließen mein Mann und ich uns im Frühjahr 1997 taufen.
Durch den Pastor unserer Gemeinde, im Taufbecken der Baptistengemeinde in Bielefeld.

Es war ein Meilenstein meines Glaubens.
Ein Gedenkpunkt, an den ich heute noch mit Freude zurückdenke:
Ich habe geglaubt. Ich habe mich entschieden. Ich habe es öffentlich bekannt.

Und dass meine Eltern dabei waren – trotz ihrer Zweifel –
hat mich sehr berührt.
Es war nicht leicht für sie.
Aber sie waren da.
Und das war für mich ein Geschenk.

Mein Weg mit Gott: mitten im Leben

Gott mitten im Alltag

Ich lebe meinen Glauben nicht nur sonntags im Gottesdienst – sondern auch zu Hause, im Hauskreis, in meiner Ehe, im Alltag.
Ich versuche, Jesu Worte wirklich ernst zu nehmen:
Feinde lieben. Großzügig sein. Vergeben. Hoffen. Vertrauen.
Nicht als fromme Theorie, sondern als gelebte Realität.
Das gelingt nicht immer. Aber ich übe.

Es gibt Tage, an denen ich scheitere – und andere, an denen ich staune, wie nah Gott ist.
Wie sehr er trägt, korrigiert, mich erinnert:
Du bist nicht allein. Ich gehe mit.


Die Frau, die neue Beine wollte

Ich erinnere mich an eine Begegnung, die mich tief bewegt hat.

Ich war mit dem Kinderwagen auf dem Heimweg – meine drei Jungs waren noch klein, der Jüngste gerade geboren. Da kam mir eine ältere Frau entgegen, die sichtlich schlecht zu Fuß war, und sagte:
„Haben Sie nicht vielleicht neue Beine für mich?“

Ich war völlig perplex. Ich kannte sie nicht. Ihre Offenheit war mir fast peinlich – und ich wusste partout nicht, was ich sagen sollte.
Aber in meinem Inneren rumorte es:
Sag ihr, du hast keine neuen Beine, aber Jesus.
Jesus kann heilen. Er kann neue Beine schenken.

Aber ich traute mich nicht. Ich stammelte etwas wie:
„Nein, ich habe keine neuen Beine, aber ich wünsche Ihnen alles Gute.“

Sie ging weiter, in den kleinen Tante-Emma-Laden an der Ecke.
Und ich dachte:
Mist. Chance verpasst.
Ich hätte von Jesus erzählen sollen.

Also wartete ich.
Der Einkauf konnte ja nicht lange dauern.
Tatsächlich kam sie wenig später wieder heraus.

Ich nahm all meinen Mut zusammen, ging auf sie zu und sagte:
„Ich habe keine neuen Beine – aber Jesus hat. Darf ich für Sie beten?“

Mein Herz klopfte. Ich fühlte mich ungeheuer mutig – und zugleich völlig albern und verrückt.

Aber sie strahlte über das ganze Gesicht.
Sie erzählte, dass sie auch an Jesus glaubt, und dass sie bewusst an Spielplätze geht, um dort beim Stricken mit jungen Müttern über Gott und das Leben ins Gespräch zu kommen.

Ich durfte für sie beten.
Und am Ende gingen sie und ich ermutigt nach Hause.

Wie wunderbar ist doch Gott.
Ich dachte, ich tue ihr etwas Gutes – aber eigentlich war es Gottes Ermutigung für mich, mutig zu sein und weiterzugeben, was ich empfangen habe.

Und ich glaube: Gott hat mehr getan, als man von außen sehen konnte.


Wenn Geld knapp ist: Gottes Versorgerkraft

Finanzen waren bei uns oft ein Thema. Wir leben sparsam, aber es gab Zeiten, in denen es wirklich eng wurde.
Aber Gott hat uns immer versorgt. Immer durchgetragen.
Es war immer genug.
Immer zur rechten Zeit kam Hilfe – und Hoffnung.

Einmal hatte uns ein Freund 5000 Euro für eine größere Anschaffung geliehen.
Wir setzten das Geld ein – und dachten lange nicht mehr darüber nach.

Jahre später rief uns seine Mutter an.
Sie erzählte, dass ihr Sohn in einer prekären Lage sei und dass die Bank den Kredit zurückfordere, den er damals für uns aufgenommen hatte.
Wir waren wie vom Donner gerührt.
Uns war gar nicht klar gewesen, dass er für uns einen Kredit aufgenommen hatte.

Wir wollten das Geld unbedingt zurückgeben. Aber es war wieder eine herausfordernde Zeit.
Mein Mann war gerade entlassen worden und hatte noch keine neue Stelle.
Aber es gab eine Abfindung – sie sollte uns eigentlich durch die Zeit der Arbeitslosigkeit helfen.

Doch jetzt war da dieser Freund.
Er hatte uns geholfen – nun wollte Gott ihn durch uns versorgen.

Also entschieden wir: Die Abfindung geht an ihn.
Es war genau die Summe – plus das, was er als Zehnten abgeben wollte.
So bekam er den vollen Betrag, den die Bank forderte.

Und wir – Familie mit vier Kindern, ohne Einkommen –
vertrauten Gott.

Noch bevor es wirklich eng wurde, kam eine neue Arbeitsstelle.
Gott sieht. Gott versorgt. Und Gott gebraucht Menschen.
Uns. Dich. Jeden, der sich ihm zur Verfügung stellt.


Wenn Angst kommt: Gebet in der Panik

Ich habe in meinem Leben unter Panikattacken gelitten.
Manchmal konnte ich nur ein Wort sagen:

„Jesus.“

Mehr nicht.

Aber dieses eine Wort war genug.
Es hat sich wie ein Anker in mein Chaos gehakt – und mich gehalten.

Oft – besonders dann, wenn mein Mann in Sprachen gebetet hat –
kam Friede.
Der Sturm wurde still.

Nicht immer sofort.
Aber tief.
Echt.

Wie wenn jemand in mein Inneres hinein „Stille!“ sagt –
und es gehorcht.

Mit der Zeit wurden die Panikattacken seltener.
Ich lernte besser, damit umzugehen.
Und immer, wenn Angst drohte, betete ich.

Und Gott war da.


.

Meine große Glaubenskrise

2015

Ich war auf einer christlichen Konferenz – voller Hoffnung, voller Feuer.
Gott war nah, mein Glaube lebendig. Ich betete leidenschaftlich, vor allem für Erweckung.
Und bis heute glaube ich: Das war echt. Mein Herz brannte, und ich wollte Gott folgen – mit allem, was ich bin.

Doch genau das führte mich in eine Krise, die mein Leben erschüttern sollte.

Damals war ich sehr eng mit einer Frau befreundet, die nicht gläubig war.
Sie war wie eine Schwester für mich – wir verbrachten fast jeden Tag miteinander, teilten Alltag, Gespräche, Hobbies. Besonders eng verband uns ein gemeinsames kreatives Rollenspiel.

Nach der Konferenz hatte ich den Eindruck, dass Gott mich aufforderte, dieses Spiel loszulassen.
Nicht aus Ablehnung der Freundin – sondern weil es etwas war, das mich innerlich zu sehr einnahm.

Als ich es ihr erklärte, reagierte sie verletzt.
Für sie war unsere Freundschaft an das Spiel gebunden – ohne es wollte sie die Beziehung nicht weiterführen.

Für mich war das ein Schock.
Ich erlebte es wie eine innere Zerreißprobe:
Entweder ich bleibe meiner Überzeugung treu – oder ich verliere eine der wichtigsten Beziehungen meines Lebens.

Ich versuchte, es auszuhalten. Aber ich schaffte es nicht.
Ich versuchte, beides zu halten – Gott und sie.
Aber meine Seele zerbrach daran.

Diagnose bipolare Störung

Ich landete in einer manisch-psychotischen Episode.
Zum ersten Mal erfuhr ich: Ich habe wohl eine bipolare Störung.
Ich verlor völlig die Kontrolle – aber nicht den Glauben.
Im Gegenteil: Ich war überzeugt, dass Gott mich „berufen“ hatte – sogar in die Klinik, um dort von ihm zu erzählen.
Ich deutete Bibelverse wörtlich, glaubte, Zeichen zu sehen.
Heute erinnere ich mich an eine Nacht, in der ich durch das ganze Haus ging, um alle Kerzen zu sammeln. Ich wollte vorbereitet sein – wie die klugen Jungfrauen in Jesu Gleichnis.

Mein Mann brachte mich zum Arzt.
Dann in die Psychiatrie.
Er sagte später: „Ich habe noch nie so viele Bibelverse von dir gehört.“
Und: „Ich wusste gar nicht, wie viele du auswendig kannst.“

In der Klinik fühlte ich mich noch getragen – wie von Gott selbst dorthin geschickt.
Doch mit der Zeit, als ich langsam wieder „klarer“ wurde, kam das große Fragen:
War das wirklich Gott – oder war das die Krankheit?

Und als es ein Jahr später wieder passierte, zur gleichen Jahreszeit,
als ich erneut eine manisch-psychotische Episode hatte und wieder in der Klinik landete,
wurde alles noch verworrener.

Ein Klinikseelsorger sagte zu mir:

„Wenn Sie sich an die Starkstromleitung Gottes hängen,
dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Sie durchknallen.“

Dieser Satz hat sich eingebrannt.
Er sollte wohl entlasten – aber für mich war er wie ein Schlag.

Mein Problem

Ich wusste nicht mehr, wie ich Gottes Stimme hören konnte.
Ob ich ihr überhaupt noch trauen konnte.
Ob ich mir noch trauen konnte.

Für etwa zwei Jahre – bis in den Sommer 2017 hinein – war mein Glaube wie erstarrt.
Ich konnte keine Predigten hören.
Ich mied Gottesdienste.
Selbst im Hauskreis fühlte ich mich beobachtet, fehl am Platz.
Ich fühlte mich wie abgeschnitten – von Gott, von der Gemeinschaft, sogar von mir selbst.

Nur ganz allmählich begann ich, wieder Vertrauen zu fassen:
In Gott. In seine Güte. In meine Fähigkeit, ihn zu hören.
Ich begann, wieder zu beten, nahm Hilfe an. Begann, Medikamente zu nehmen, die mich stabilisieren.
Und ich spürte: Gott hat mich nicht aufgegeben.


Der lange Weg in die Freiheit

Ich blieb weiterhin mit meiner Freundin in Kontakt.
Und obwohl ich innerlich wusste, dass Gott mich aufforderte, die Verbindung zu lösen, tat ich es nicht.
Ich machte weiter – auch die Rollenspiele, obwohl sie mich innerlich oft bedrückten.
Immer wieder hallte es in mir nach:
„Lass es. Es tut dir nicht gut.“
Aber ich konnte nicht loslassen. Noch nicht.

Dann kam das Jahr 2022.

Unsere Gemeinde veranstaltete die erste große Konferenz nach Corona: Heaven Come.
Sie war intensiv, herausfordernd, geistlich tief.
Und sie traf mich wie ein Sturm.

Ich lag oft auf dem Boden, betete in Sprachen, weinte, rang mit Gott –
und wartete darauf, dass er redet.

Und dann geschah es.

Eine Frau aus der Gemeinde – eine Älteste – lief an mir vorbei.
Ich lag am Boden, sie musste fast über mich steigen.
Dann drehte sie sich um, sah mich an und sagte nur:
„Martina, lass los.“

Und ich wusste.
Ich wusste sofort, was sie meinte.

Es war keine Anklage.
Kein Befehl.
Es war Gottes Stimme in einem menschlichen Satz.
Ein Schnitt durch mein Herz.

Lass los.

Aber ich konnte nicht. Noch nicht.
Ich rang. Betete. Sagte zu Gott:
„Wenn du das wirklich willst – dann hilf mir. Ich schaffe es nicht allein.“

Ich sprach mit niemandem darüber, auch nicht mit meiner Freundin.
Diesen Kampf führte ich ganz allein mit Gott.

Einmal betete ich mit einer Frau aus der Gemeinde –
und mitten im Gebet traf mich etwas wie eine unsichtbare Welle,
eine Tsunamiwelle, die mich an der Schulter traf.
Ich wurde fast vom Stuhl geschoben.

Für mich war es ein geistliches Bild:
Mach Platz.
Lass los.

Und während ich innerlich losließ, wurde die Beziehung schwieriger.
Meine Freundin klammerte, wurde eifersüchtig.
Schon kleine Dinge – wie wenn ich statt fünfmal nur einmal Zeit hatte –
wurden zum Drama.
Ich spürte immer stärker: Das hält mich fest.
Das raubt mir Luft.

Irgendwann sagte ich: „Ich kann das nicht mehr.“

Es folgte eine längere Pause in der Freundschaft.
Und in dieser Zeit erlebte ich etwas, das ich lange nicht gekannt hatte:
Freiheit.

Ich entdeckte, wie viel ich ihr zuliebe angepasst hatte:
Mein Alltag, meine Überzeugungen, sogar mein Essen.
Ich hatte geglaubt, ich müsse das – aus Liebe, aus Rücksicht.
Aber Gott zeigte mir:
Ich habe dich zur Freiheit berufen.

Es kam noch einmal zu einer Versöhnung,
für ein halbes Jahr näherten wir uns wieder an.
Doch dann kam die alte Frage zurück:
„Willst du wieder mit mir Rollenspiele machen?“

Und diesmal war meine Antwort klar.
In meinem Inneren hörte ich den Satz:
„Die Zeit der Spiele ist vorbei.“
Und ich wusste: Das ist Gott. Wieder.

Ich antwortete:
„Ich kann das nicht mehr.“
Und ich habe es durchgehalten.

Heute steht Gott für mich wieder an erster Stelle

Ich liebe diese Frau noch immer.
Ich wünsche ihr von Herzen alles Gute.
Aber ich werde mich nicht mehr erpressen lassen.
Ich kann die Bedingungen nicht erfüllen,
unter denen sie sich Freundschaft wünscht.

Und das tut weh.
Aber:
Es ist gut.

Denn Gott hat mir ein weites Blumenfeld geschenkt.
Er hat mir Raum gemacht.
Freiheit geschenkt.
Und ich spüre:
Ich bin auf dem richtigen Weg. Gott hat wieder den Platz in meinen Leben, der ihm gebührt: den ersten.

Wie Gott mich neu berufen hat

Meine neue Berufung begann mit dieser ersten Heaven Come Konferenz in unserer Gemeinde.
Ich hatte keine Ahnung, dass das ein Wendepunkt sein würde – aber Gott wusste es.
Er begann, mich neu zu rufen.

Nicht mit Pauken und Trompeten, sondern in kleinen Schritten.
In Fragen. Begegnungen. In einzelnen Momenten.

Einige Zeit nach der Konferenz kam mein Pastor auf mich und eine andere Frau zu.
Er sagte:
„Ich fordere euch heraus, mal hinzuhören, was Gott im Bereich Gebet mit euch vorhat.“

Und wir taten es.
Ich begann, jeden Tag morgens in den Gottesdienstsaal der Gemeinde zu gehen.
Zu beten. Für mich selbst. Für meine Freundin. Unsere Gemeinde. Und den Lobpreis.
Und da geschahen Dinge, die ich mir nicht ausgedacht habe.

Einmal betete ich, dass Gott mehr Heilung in unserer Gemeinde schenkt.
Und ich fragte:
„Herr, was soll ich dazu tun?“

Und dann sah ich – wie mit flammenden Lettern vor meinem inneren Auge:
Matthäus 7,7

„Bittet – so wird euch gegeben. Sucht – so werdet ihr finden. Klopft an – so wird euch aufgetan.“

Gott antwortete.
Nicht immer sofort – aber immer liebevoll, klar und herausfordernd.


Gebet und Worship Community

Inzwischen ist vieles gewachsen.
Ich bin heute Teil einer Worship Community, die sich einmal im Monat trifft:
Lobpreisband, Techniker, Flaggentänzer, Künstler, Beter –
wir kommen zusammen, tauschen uns aus, beten, hören auf Gott
und fragen:
„Was willst du im Bereich Lobpreis tun?“

Ich bin dort mitverantwortlich für den Bereich Gebet – und für den künstlerischen Ausdruck.
Zwei Herzensfelder.

2024 wurde ich dann für die Heaven Come Konferenz ins Gebetsteam berufen.
Zur Zeit bete ich regelmäßig vor dem Gottesdienst, für die Lobpreisband, den Prediger und die Besucher, für den gesamten Gottesdienst. AUßerdem bin ich noch in einem Gemeindegebetsteam. Manchmal habe ich EIndrücke im Gebet, die ich weitergebe, wenn Gott das möchte,

Und ich habe etwas entdeckt, das ich vorher nicht kannte:
Ich liebe prophetisches Schreiben.
Es ist für mich wie beten mit den Händen.
Ich schreibe – und Gott spricht.


Mach doch, was du liebst

Zur selben Zeit geschah etwas Merkwürdiges – alles lief zusammen.

Ich las ein Buch:
„Mach doch, was du liebst.“
Es nahm die Geschichte von Josef aus der Bibel und stellte die Frage:
Was liegt in deinem Leben an Spuren, Gaben, Berufungen?

Ich sprach mit einem Berufungscoach aus der Gemeinde – einfach so, auf Verdacht.
Und gleichzeitig wurde ich außerhalb der Gemeinde angefragt,
einen Blogartikel zum Thema Purpose zu schreiben.

Und plötzlich sah ich klar.

In dem Artikel schrieb ich es so:

„Meine Bestimmung ist es, anderen zu helfen, in gute Beziehungen zu kommen –
zu sich selbst, zu anderen und zu Gott.“

Und genau das zieht sich durch mein Leben.


Berufung als roter Faden

Dieses Jahr habe ich das Theaterstück für das Unlimited Camp geschrieben – zum Thema Berufung.
Und auch das war kein Zufall.
Ich spüre: Berufung ist ein roter Faden.
In mir und meinem Schreiben. In meiner Geschichte.

Ich träume davon, Kurse für prophetisches Schreiben zu geben.
Noch ist das Feld ruhig.
Aber ich glaube: Gott hat etwas vorbereitet.

Und wenn alles klappt, werde ich dieses Jahr mit einer Teilzeitbibelschule beginnen.
Ich bin gespannt, was Gott noch vorhat.
Ich gehe weiter.
Mit offenem Herzen, wachen Ohren und einem Stift in der Hand

Was ist meine Berufung?

Ich glaube: Gott hat mich berufen, Räume zu öffnen –
für Begegnung mit ihm, für ehrliches Hören, für kreative Ausdrucksformen.
Ich liebe es, Menschen zu ermutigen, sich auf Gott einzulassen –
durch Worte, Bilder, Theater, Gebet.
Zwar bin ich keine große Rednerin, sobald ich ein Mikro in der Hand habe, vergesse ich alles, was ich sgen wollte, was ich schon gesagt habe und was noch kommen sollte.
Aber ich schreibe. Ich bete. Ich bin da.
Und ich vertraue, dass Gott das braucht und gebraucht.


Wie lebe ich meinen Glauben heute?

Nicht perfekt. Aber ehrlich.
Mit Fragen und mit Hoffnung.
Mit offenen Ohren – und mit offenen Händen.
Im Gebet. Im Schreiben. In der Gemeinschaft.

Gott ist kein fernes Konzept für mich.
Er ist real. Gegenwärtig. Berührbar.
Ich erfahre ihn in realen Gebetserhörungen.
Im Bibellesen. Im Gespräch mit Menschen.
Und er ruft mich – immer wieder neu.

Wenn du etwas mitnimmst …

Wenn dich etwas aus meinem Weg berührt hat – dann nimm es mit.
Und wenn du magst, schreib mir. Ich freue mich über Austausch, Gedanken oder einfach ein stilles „Ich auch“.
Vielleicht bist du gerade selbst unterwegs – suchend, fragend, hoffend.
Dann wünsche ich dir, dass du Gott begegnest. In deinem Tempo. Auf deinem Weg.
💌 Du erreichst mich unter: info [at] kreative-schreiberei [punkt] de

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2 Responses

  1. Hey Martina, sehr beeindruckend wie offen und ehrlich Du schreibst. Einen Teil Deiner Geschichte wusste ich ja schon ,aber trotzdem fand ich diesen Beitrag interessant und spannend. Ich hoffe anderen Lesern geht es auch so. Gleichzeitig nehme ich es als Motivation auch mal einen ähnlichen Text mit meiner persönlichen Geschichte zu veröffentlichen. Aber ich ringe noch damit was rein gehört und was nicht. Aber wie Du auch erwähnt hast, das Ringen gehört irgendwie dazu wirklich aufrichtig zu werden.

  2. Liebe Uschi,
    Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Text zu lesen und danke für deine liebe Rückmeldung. Das ermutigt und bestärkt mich. Denn, ganz ehrlich? Nachdem ich heute den Veröffentlichen-Button gedrückt hatte, hab ich noch nachträglich Muffensausen gekriegt. Ja, das ist nicht ganz einfach, sich so offen und verletzlich zu zeigen, aber es lag mir schon länger auf dem Herzen. Trotzdem war es ein Ringen. Umso schöner, dass du darüber nachdenkst, deine eigene Geschichte zu teilen. Das ist echt stark. Wenn du mal laut drüber grübeln willst, ich bin da. Das ist nur ein Angebot und keine Verpflichtung. Aber es würde mich freuen, wenn ich dich ermutigen kann. Denn ich denke, es liegt eine große Stärke darin, wenn wir uns ehrlich und mit unseren Ecken und Kanten zeigen. Dort – in der Echtheit – kann Heilung und Hoffnung beginnen.
    Mit ganz lieben Grüßen Martina, fühl dich umarmt.

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