Wortberührt #13 Friedfertigkeit

Ein neuer Sonntag – und damit Zeit für Wortberührt! Heute geht es um die Fähigkeit, Frieden zu stiften oder besser: das alte Wort Friedfertigkiet. Lass dich mitnehmen auf meine Gedankenreise, die zeigt, dass dieses Wort zwar einen alten Ursprung hat, heute aber mehr denn je wichtig ist. Viel Spaß beim Lesen.

Auch diesmal lade ich dich herzlich ein, mitzumachen.
Welches Wort hat dich in dieser Woche berührt?
Schreib mit, denk nach, teil dein Wort. Denn Worte verändern.
Meine früheren Wortberührt-Beiträge findest du übrigens hier: Wortberührt

Friedfertigkeit – ein Gedicht

Friedfertigkeit
Fertig zum Frieden?
Bereit.
Fähig.
Frieden zu stiften?

Friedfertigkeit
Friedlich.
Friedensreich.
Frieden als Fertigkeit.

Friedfertigkeit
Fertig zum Frieden.
Bist du bereit?
Hast du gelernt,
Frieden zu leben?

Friedfertigkeit
Fertig zum Frieden.
Es wird Zeit,
zu lernen,
Frieden zu stiften.


Wortherkunft und Bedeutung

Das Wort Friedfertigkeit klingt so sanft – und doch steckt darin eine Kraft, die mich immer wieder beeindruckt.

Der erste Teil, „Fried“, kommt vom althochdeutschen „fridu“ – das bedeutete nicht einfach nur „Abwesenheit von Krieg“, sondern Schutz, Sicherheit, Schonung. Also etwas sehr Aktives: ein Raum, in dem Leben möglich wird. Und „fertig“, das kennen wir – es meint nicht nur „bereit“, sondern auch „fähig“.

Friedfertigkeit heißt also: fähig sein, Frieden zu schaffen.
Oder: bereit sein, Schutz zu bieten statt zu verletzen. Sicherheit statt Angriff. Beziehung statt Rechtbehalten.

Das alte Wort „fertig“ hat nämlich nicht nur etwas mit „bereit“ zu tun, sondern mit fähig sein. Wer „friedfertig“ ist, ist also nicht einfach nur nett oder still – sondern fähig zum Frieden. Bereit, aktiv etwas dafür zu tun.

Und das ist ganz schön herausfordernd. Denn Frieden fällt nicht vom Himmel – er braucht Menschen, die ihn lieben. Menschen, die nicht nur von Harmonie träumen, sondern bereit sind, Spannungen auszuhalten, Brücken zu bauen, manchmal die eigene Stimme zurückzunehmen oder genau die eine auszusprechen, die versöhnt.

Friedfertigkeit ist also kein passives „Ich mische mich nicht ein“, sondern ein innerer Entschluss: Ich bin bereit, wenn’s drauf ankommt. Bereit für Frieden.

Vielleicht beginnt es genau da, wo ich meinem Gegenüber nicht ausweiche.
Wo ich innerlich bereit bin, einen Raum des Frid(u) zu öffnen – für das, was heil werden darf.

Friedfertigkeit – eine Betrachtung

Friedfertigkeit.
Ein altmodisches Wort vielleicht. Fast zu sanft für diese Welt, in der jeder auf seinem Recht besteht und Schlagzeilen lauter sind als Stimmen der Versöhnung.

Aber genau das hat mich in den letzten Tagen nicht losgelassen:
Wie wäre es, wenn wir nicht nur auf Frieden hoffen, sondern ihn lieben lernen? Wenn wir nicht nur friedlich wären, wenn alles ruhig ist – sondern friedfertig, also bereit, den Frieden zu suchen und zu stiften?

Nicht schweigend. Nicht nachgebend um jeden Preis.
Aber mit einem Herzen, das nicht zuerst kämpft, sondern zuerst versteht.
Das nicht zuerst Recht haben will, sondern zuerst begegnen will.
Ein Herz, das aus dem Frieden lebt – und deshalb Frieden bringt.

Die Friedfertigkeit ist kein Kuschelwort.
Sie ist Widerstand gegen Rechthaberei, Groll und Selbstverteidigung.
Sie ist die Entscheidung: Ich muss nicht zurückschlagen. Ich darf antworten mit Gnade. Ich darf leise sein, wenn die Welt schreit.

Und während ich das schreibe, merke ich:
Friedfertigkeit ist nichts, was man einfach hat.
Es ist etwas, das wächst.
Etwas, das man übt.
Etwas, das Raum braucht – in mir und um mich herum. Vielleicht sogar etwas, um das ich, in mir, kämpfen muss.

Denn friedfertig zu sein, bedeutet nicht, Konflikte zu vermeiden.
Es bedeutet, anders darin zu stehen.
Nicht als Richterin. Nicht als trotzige Kämpferin. Nicht als stumme Dulderin.
Sondern als jemand, die sagt:
Ich will nicht nur Recht – ich will Frieden. Das ist mehr als nur Gerechtigkeit.

Und das geht nicht aus eigener Kraft.

Selig sind die Friedfertigen

In Matthäus 5,9 heißt es:
„Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Das hat Gewicht.

Nicht: Selig sind die Starken. Die Durchsetzungsfähigen. Die Unantastbaren.
Sondern die Friedfertigen. Die, die den Frieden lieben.
Die, die nicht alles mit sich machen lassen – aber auch nicht alles machen, um andere abzuwehren.

Ich wünsche mir, so jemand zu sein.
Nicht schwach, nicht nachtragend, nicht zynisch.
Sondern jemand, der Frieden lebt.
Und ihn dort mitnimmt, wo sonst nur Unruhe wäre.

Und ich glaube, das ist auch ein Gebet. Das Gebet, um Frieden, der in mir wächst und den ich weiter tragen darf.

Ich wünsche mir und uns und dieser Welt, mehr Leute, die ernsthaft friedfertig sein wollen. DIe den Frieden suchen und ihm nachjagen, wie die Bibel das nennt

Das wünsch ich dir

Ich wünsche dir
ein Herz, das nicht nur Recht behalten will –
sondern Frieden bringt.
Nicht, weil du musst.
Sondern weil du kannst.
Denn du bist fähig.
Fried-fertig.

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