Wortberührt #7 dranbleiben

So langsam wird es Routine am Sonntag meinen Wortberührt-Beitrag (Name geändert; vormals WortSpuren) zu veröffentlichen. Auch diesmal lade ich dich wieder herzlich ein, mitzumachen und auch ein Wort zu küren, dass dich diese Woche berührt hat. Wortberührt eben. Meinen ersten Wortberührt-Beitrag findest du hier noch unter dem alten Namen: WortSpuren #1

Manchmal ist ein einziges Wort genug, um mich durch schwere Tage zu tragen.
Ein Wort, das wie ein Herzschlag pocht – leise, aber stetig.
Heute ist es Dranbleiben.

Dranbleiben

Dranbleiben
ganz nah
ganz da
Dranbleiben
Festhalten
Weitermachen
Weitergehen

Dranbleiben
am Schreiben
am Glauben
Dranbleiben
nicht aufgeben
nicht loslassen
Nicht verzweifeln

Dranbleiben
Mutig sein
Treu sein
Dranbleiben
Weils lohnt
Weils hilft
Weils Hoffnung bringt.

Dranbleiben
Wag es
Schaff es
Dranbleiben
gegen alle Widerstände
gegen alle Hindernisse
gegen alle Vernunft.

Dranbleiben.


(Gedicht Martina Bollhöfer)

Dranbleiben – am Schreiben, am Glauben, am Leben

Wortbedeutungen

Ich hab ein wenig gesucht, nach Umschreibungen fürs Dranbleiben, nach Synonymen, Bedeutungen und bin hier fündig geworden: DWDS (Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute):Dranbleiben hat viele Bedeutungsebenen. Hier ein paar Beispiele, welche Bedeutungen alle in diesem kleinen Wort stecken können:
dabeibleiben
etwas durchziehen
nicht lockerlassen
sich nicht erschüttern lassen
durchhalten
nicht nachgeben
die Zähne zusammenbeißen
Druck aufrechterhalten
das Ziel nicht aus den Augen verlieren
nicht aufgeben
weiterverfolgen
am Ball bleiben
nicht schlappmachen
sich nicht abschütteln lassen
jemandem auf den Fersen bleiben
am Radio nicht abschalten
am Apparat bleiben
die Verbindung halten
in der Leitung bleiben
nicht auflegen
nicht aufhören
weitermachen

Vieles davon klingt nach Ausdauer, vielleicht sogar nach Anstrengung. Beiß die Zähne zusammen. Lass dich nicht abschütteln.
Es ist auch ganz schön aufdringlich – so an jemandem dranzubleiben, kann Bedrängnis bringen. Wenn da von Druck die Rede ist, denke ich: Das meine ich nicht wirklich.
Sondern eher dieses beharrliche Nicht-Aufgeben, dieses die Verbindung halten.

Wo bleib ich dran?

In vielen Lebensbereichen ist mir dieses kleine Wort begegnet und gerade diese Woche wieder wichtig geworden: Dranbleiben.
Nicht aufgeben.
Auch wenn es in der Ehe mal stressig oder eng wird.
Wenn es Streit gibt oder alltägliche Schwierigkeiten: nicht einfach weggehen, aufgeben, aufhören zu lieben, sondern dranbleiben, die Sache weiterverfolgen.
Dabeibleiben, treu sein steckt da für mich drin. Das Ziel nicht aus den Augen verlieren, die Liebe nicht aufgeben.
Und dann hält eine Ehe ewig – weil ich dranbleibe: an meinem Partner, an der Liebe, am Versöhnen und neu beginnen.

Oder beim Schreiben: Dranbleiben, nicht so schnell aufhören, weitermachen – auch wenn das Manuskript mich ärgert, auch wenn es aufwendig ist, auch wenn es Zeit kostet, auch wenn ich eigentlich müde werde.
Mich selbst motivieren mit diesem Gedanken: Wenn ich dranbleibe, dann wird es fertig. Vielleicht nicht so schnell, wie ich will, aber doch.

Und im Glauben sowieso: festhalten an dem Einen, nicht lockerlassen, nicht aufgeben, das Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Dranbleiben ist die Erinnerung, dass es sich lohnt, auch dann weiterzugehen, wenn alles in mir aufhören will – im Glauben, im Schreiben, im Leben.

Nicht, weil ich aus eigener Kraft unaufhaltsam wäre, sondern weil Gott mich hält, wenn ich am liebsten loslassen würde.
Und das ist vielleicht auch mein Geheimnis fürs Dranbleiben in so vielen Bereichen meines Lebens: Ich muss es nicht aus eigener Kraft schaffen. Ich muss nicht alleine vorwärtsgehen.
Ich kann mich dranhängen, dranbleiben an dem Einen, der mich durchträgt, wo meine eigene Kraft zu schwach ist.


Wie kam ich nun zu diesem Wort Dranbleiben

Dranbleiben.


Da muss ich immer an meine Zeit in der Schreibwerkstatt von Yvonne Kraus denken: Sie hat uns ermutigt, dranzubleiben – und na ja, ich hab das gemacht. So konnte ich letztes Jahr meinen ersten Roman veröffentlichen.
Und jetzt bin ich an Band 2 dran, schon in der Testleserkommentareinbindungsphase – und sehr herausgefordert.
Da kam mir das „Dranbleiben“ von Yvonne in den Sinn.
Beim Schreiben ist es ja nicht ein kontinuierliches Dranbleiben im Sinne von „Ich schreibe ununterbrochen“, sondern mehr ein: „Ich gehe regelmäßig und immer wieder neu dran.“
Und das kostet Kraft und Mut und Ausdauer – aber es lohnt.
Diese Woche musste ich mich dafür anfeuern, denn Dranbleiben ist nicht immer einfach.

Dranbleiben in der Ehe

Meine Ehe geht ins 31. Jahr. Auch da war Festhalten, Dranbleiben an der Liebe, an meinem Partner entscheidend.
Ich habe diese Woche wieder ganz stark gespürt, wie dieses Verbindung-Halten, nicht Abschalten, nicht Aufgeben oder Weggehen eben der Schlüssel zu einer glücklichen Ehe ist.
Allerdings – und das ist mir klar – müssen da zwei dran arbeiten und das wollen.
Wenn ich alleine festhalte, obwohl der andere geht, dann werde ich zum Stalker – zu einer, die klammert, ohne den anderen im positiven Sinne zu halten.

Dranbleiben am Glauben

Und als ich über meinen Glaubensweg geschrieben habe, habe ich auch da festgestellt:
Ohne Dranbleiben wäre ich längst abgedriftet.
Aber zum Glück hilft Gott selbst mir, dranzubleiben.
In der Bibel steht, dass er treu ist, selbst wenn ich untreu bin.
Was für eine Zusage!
Er hält mich fest, bleibt an mir dran.
Und wenn ich nicht bewusst sage: „Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben“, dann sagt er: „Ich halte dich! Ich trag dich durch. Du bist mein.“

Und das tut gut.
Ich muss es nicht selbst schaffen, mich nicht krampfhaft festklammern, sondern einfach meine Hand in seine legen – und den Rest macht Gott.
Wie wunderbar.

Und jetzt du!

Welches Wort hat dich diese Woche begleitet?
Was hat dich bewegt, herausgefordert, berührt, bestärkt?

Schreib es auf.
Teile es mit mir –
Hier im Kommentar
oder auf Social Media mit dem Hashtag #meinWortberührt und einem @kreativeschreiberei.

Ich freue mich auf dein Wort, das diese Woche Spuren in deinem Leben gezogen hat.

Hinterlasse den Link zu deinem Wortberührt-Blogbeitrag gerne in den Kommentaren. Oder schreib dein Wort direkt hinein – am liebsten mit einer kurzen Erklärung, warum du es gewählt hast und was es dir bedeutet.

💬 Noch ein kurzer Hinweis:
Vielleicht wunderst du dich über den Namen.
Bislang hieß dieses Format WortSpuren. Doch da dieser Begriff schon mehrfach im Netz verwendet wird, habe ich mich entschieden, meinem Format einen neuen, eigenen Namen zu geben: Wortberührt.
Denn genau das beschreibt es gut: Worte, die mich bewegen, etwas in mir hinterlassen – und mich und vielleicht auch dich berühren.
Ich hoffe, der neue Name spricht dich genauso an – und vielleicht inspiriert er dich sogar, selbst ein Wort mit mir zu teilen.

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Wortberührt

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3 Responses

  1. Hallo, Martina!
    Ich hab den Text ein wenig sacken lassen und nach einer Weile… Aus der Perspektive des Lesers, oder dieser Leserin wandelt sich das Wort von dranbleiben zu mutmachen. Danke!

    Nicht nur diese Woche sondern seit Ozzy Osbournes letztem Konzert, begleitet mich ein Lied-
    CHANGES
    Wechsel, Wandel, Veränderung,…
    Ich schrieb in einem anderen Kommentar, dass ich gerne darüber schreiben wollte, über Lieder die mich berühren, nicht mehr loslassen mich begleiten, zum Ohrwurm werden.
    Dieses Lied gesungen von Yungblud hatte einfach soviel Energie, dass es mich mitnahm.
    Eigentlich geht es in dem Text um einen Mann, der Abschied nimmt, weil er seinen Weggefährten, besten Freund, seine Frau, seine Liebe verliert alles in einer Person
    Nun ist es selten Textzeilen eins zu eins für sich in Anspruch zu nehmen und ich habe keine Ehefrau zu beweinen, aber ich steckte gerade wieder in einer Welle der Trauer. Zum dritten Mal jährte sich der Todestag meiner Mutter und zu sagen ich hätte ihren Tod verarbeitet eine Lüge. Ich habe ihren Verlust akzeptiert, aber wann immer ich daran denke, wie sie gegangen ist… Dann kommt der Schmerz wieder hoch und da ist nichts dem ich einen Filter aufsetzen könnte es hat nichts an Intensität verloren. Früher dachte ich dass es mit der Zeit, und das Wort einfacher passt einfach nicht, erträglicher würde, …
    Meine Seelenruhe wird manchmal ganz schön durchgeschüttelt, oft sind es kleine Wellen, kleine Erinnerungen und dann trifft es mich wie aus dem Nichts und hat die Größe eines Zunami.
    Meine Beziehung zu meiner Mutter hatte sich gewandelt in den letzten Jahren, nach dem Tod meines Vaters, der fortschreitenden Demenz, unter Pandemie-Bedingungen. Ganz langsam wurde aus meiner Mutter ein anhängliches Kind, das mich 24/7 beschäftigte. Vielleicht bleibt die Trauer auch deshalb so gegenwärtig, weil sie ging wie ein Kind, dass das Leben wie ein Spiel sah, die Party liebte und nicht aufhören wollte zu feiern. Sondern „dranbleiben“.
    „Im going through changes“, ich gehe durch einen Wandel. Das heißt nicht, dass es schmerzlos sein wird, oder einfach über Nacht geschieht, der Ursprung der Veränderung mag von einem kurzen Moment stammen, aber die Auswirkungen langwierig.
    Kräfte sammeln und weitermachen.
    Der Wechsel im Leben ist manchmal unterschwellig, er schleicht sich in unseren Alltag und verändert uns langsam. Manchmal suchen wir die Veränderung aktiv und ein anderes Mal werden wir damit einfach konfrontiert ohne noch etwas daran ändern zu können, auch wenn wir vielleicht selbst Mitverursacher sind, oder auch nicht.
    Wechsel ist unumgänglich und unterliegt dem Wandel der Zeit und der Tatsache, dass alles endlich ist.
    Und trotz alledem wünsche ich uns allen eine schöne abwechslungsreiche Woche!
    Liebe Grüße
    Sabine

  2. Hallo Martina, Hallo Sabine,
    heute möchte ich diese Kommentarfunktion für ein Feedback für Euch beide nutzen. Danke Martina das Du durch Deine Schreibimpulse Deine Leser zum Nachdenken und sich mitteilen animierst. Und Danke an Sabine das Du Dich darauf eingelassen hast. Ich bin überzeugt, dass Dein Kommentieren hier ein Teil Deines Heilungsprozesses ist und es freut mich jedes Mal, wenn ich sehe, dass Du was geschrieben hast. Vielen Dank ihr Zwei. Macht weiter so!… Dranbleiben!

  3. Liebe Sabine, liebe Uschi,

    eure Worte haben mich sehr bewegt.
    Sabine, danke, dass du uns so ehrlich an deinem Weg teilhaben lässt – an den Wellen aus Schmerz, an der Liebe, die bleibt, und an dem leisen, aber standhaften „Dranbleiben“. Es braucht Mut, das so auszusprechen, und ich bin dankbar, dass dieser Raum hier dir einen Ort gibt, das zu tun. Ich schätze deine Offenheit sehr, und es bedeutet mir viel, dass du dich von meinen Impulsen so inspirieren lässt.

    Und Uschi, dein Feedback hat mich ebenfalls sehr berührt. Du hast so schön beschrieben, wie Worte Brücken schlagen können – und genau das ist mein Wunsch für diesen Blog: dass er ein Ort bleibt, an dem wir miteinander teilen, was uns trägt, und an dem wir einander ermutigen, weiterzugehen.

    Eure Worte sind ein Geschenk – nicht nur an mich, sondern an alle, die hier mitlesen. Danke, dass ihr hier seid, eure Herzenstüren öffnet und uns daran erinnert, dass wir in all unseren Veränderungen, Verlusten und Hoffnungen nicht allein sind.

    Von Herzen
    Martina

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