In diesem Teil berichte ich von Flauten und Schreibblockaden:
Seit dem letzten Roman-Tagebuch-Eintrag hat sich an meinem Manuskript nichts Wesentliches getan. Keine neue Szene ist entstanden, kein Fortschritt in irgendeiner Form zu verzeichnen. Es herrscht absolute Schreibflaute. Ebbe. Ich hab zwar Ideen, wo und wie es weiter gehen kann, aber ich bringe sie nicht zu Papier, die Ideen.
Woran liegt es, ist da die erste Frage, die ich mir stelle. Zum einen an der Zeit, der Ruhe und der Muße. Zeit zu finden, in der ich ungestört und am Stück arbeiten kann, ist gerade sehr schwer. Ich habe zum einen immer noch viel zu tun und festgestellt, dass ich tagsüber nicht genug innere Ruhe finde, selbst wenn ich mal eine Stunde Pause hatte, kam ich dann nicht hinein ins Geschehen meiner Geschichte. Es war, als guckte ich nur von außen darauf und fände die Verbindung zu meinen Charakteren nicht mehr. Zum anderen waren diese Pausen selten und rar und irgendwie drängten sich dann andere Gedanken in den Vordergrund.
Außerdem habe ich zur Zeit Besuch von meinem großen Sohn. Darüber freue ich mich natürlich sehr und ich genieße es auch, Zeit mit ihm zu verbringen. Für das Schreiben bedeutet das aber, dass mein Arbeitsraum gerade belegt ist. Wie ich ja schon berichtet habe, schreibe ich oft zwischen 5 und 8 Uhr morgens. Und ich kann ja schlecht in den Schlafraum meines Sohnes um diese Zeit hineinplatzen. Obwohl er meinte, wenn es leise geschähe, wäre es okay, fühle ich mich dabei nicht wohl und wäre dann sicher auch gehemmt, was das erfinden, fabulieren und texten angeht. Also lasse ich es. Zu späterer Zeit bin ich aber nicht mehr so kreativ oder anders gesagt, dann hat mich das normale Leben in seinen Bann gezogen und ich habe zu viel zu tun.
Tja und noch eine Ausrede habe ich: Seit mehr als drei Tagen plagt mich eine ausgewachsene Migräne. Die Kopfschmerzen halten sich zwar noch in Grenzen, aber ich kämpfe mit einer sogenannten Migräne-Aura: Mir ist schwindelig. Wenn ich den Kopf drehe, schwankt der ganze Raum. Übelkeit wallt auf. Ich bin lichtempfindlich und lasse überall die Rollos runter, weil es selbst ohne Sonnenschein zu hell draußen ist. Und manche Gerüche ertrage ich schier nicht. Damit zu schreiben ist quasi nicht möglich. Allein schon der Bildschirm ist zu grell. Denken quasi ausgeschlossen. Da ich auf Grund anderer Tabletten, die ich nehmen muss, nicht alle Schmerztabletten vertrage, habe ich es mit Paracetamol versucht: Null Effekt. Auch Kühlen hat nur wenig Linderung gebracht. Einzig Liegen, Schlafen, möglichst wenig Bewegen und vor allem dunkle Zimmer haben ein wenig Linderung gebracht. Schnauf. Doofe Sache.
Heute geht es zum ersten Mal etwas besser, was du daran siehst, dass ich einen Blog-Artikel verfassen kann.
Ah, und der letzte Grund liegt in der Geschichte selbst. Ich bin gerade an einem Punkt, an dem ich nicht weiß, wie es weiter geht. Und vermutlich ist dass der entscheidende Grund für meine Schreibblockade. Ich habe drei offene Enden. Für zwei davon habe ich grobe Ideen, wie es weiter gehen kann und soll. Das dritte Ende schwebt irgendwie im luftleeren Raum. Mein Protagonist weiß selbst nicht, wie weiter… er ist auf dem Weg von A nach B, wobei B irgendwie im Nebel liegt… ich habe zwar zwei Ideen, wie es weiter gehen könnte, kann mich aber nicht so recht entscheiden…. Lasse ich ihn alleine kämpfen? Gerät er gleich in irgendwelche neuen Schwierigkeiten, sucht er sich sofort Hilfe… findet er sie dort, wo ich es denke oder doch nicht? Ihr seht, viele Fragen sind offen.
Das es dort nicht weiter geht, liegt einzig und allein daran, dass ich nicht gut im Planen und Plotten bin. Als Plotten bezeichnet man das Vorausplanen der einzelnen Handlungsstränge einer Geschichte, sprich das grobe Konzept. Und mein Konzept ist sehr grob. Ich habe nur einen Ausgangspunkt und einige wenige Eckpfeiler gehabt und ein Ziel in weiter Ferne, dass ich irgendwie erreichen will. Das rächt sich nun. Bevor ich an der Stelle weiter machen kann, brauche ich selbst erstmal Klarheit, auf was ich hinaus will und wie es weiter gehen soll. Also ist Planen angesagt!
Könnte ich dann nicht an Stelle Nummer zwei weiter machen? Theoretisch eine gute Idee, praktisch wäre es vermutlich nicht klug. Denn Szene Nummer zwei liegt irgendwo in der Zukunft von Szene Nummer drei und so lange ich nicht weiß, wie es dort weiter geht, ist es gefährlich Nummer zwei auszuformulieren. Denn erstens ändert sich mein Protagonist vielleicht auf dem Weg dorthin. Neue Ereignisse bringen neue Erkenntnisse, neue Verhaltensweisen, neue Denkweisen und dann würde die Szene nicht mehr passen. Oder der Weg ändert sich völlig und ich lande gar nicht mehr dort, wo ich hinwill. Also sppare ich mir den Atem und warte, bis meine Hauptfigur bei Szene zwei tatsächlich angekommen ist. Erst dann kann ich sagen, wie sich das Ganze entwickeln wird.
Bleibt noch Nummer eins: Dort weiß ich, wie es weiter gehen soll, ich bin auch schon am richtigen Punkt, um dort weiter zu schreiben, kein Protagonist hindert mich, niemand würde mir reinpfuschen, und es liegt nicht zu weit in der Zukunft… Aber dort hadere ich mit mir und der Figur, die diesen Teil erzählt. Die Erzählerin macht das eigentlich gut, aber ich tue mich trotzdem schwer… so ganz kann ich es selber nicht erklären. Am ehesten würde ich sagen: Ich kann da zwar weiter machen, aber ich will gerade nicht.
Was tue ich nun dagegen?
Ich lese!
Ich lese meine eigenen Texte. Immerhin stehen da schon hundert Seiten. Und es ist sicher nicht verkehrt, nochmal zu verinnerlichen, was ich schon fabriziert habe. Außerdem kommen einem dabei neue Ideen, wie es weiter gehen kann. Das hoffe ich zumindest. Ich komme wieder in Kontakt mit meiner Hauptfigur, kann sie fragen, was sie will und wo es hingeht. Nebenbei habe ich Kleinigkeiten überarbeitet, wobei das diesmal nicht im Vordergrund stand. Aber es ergaben sich Nachfragen und ich habe begonnen wieder neu zu recherchieren. Auch ein Punkt. Recherche hilft weiter. Ich lese also auch Fremdtexte. Suche im Internet. Schau mir Bilder an. Rede mit Leuten.Â
Und wie im letzten Blog-Post erwähnt, fange ich heute einen neuen Schreibkurs an:
Literarisches Schreiben und historisches Erzählen
Ich bin sehr gespannt und ein wenig aufgeregt. Noch weiß ich nicht genau, was mich erwartet. Aber ich erhoffe mir einen großen Kick für meine Schreibarbeit. Und ich hoffe, dass ich nicht untergehe bei all den Studierenden und klugen Leuten. Die Maximalgröße des Kurses lag glaube ich bei 11 Leuten, was ja recht überschaubar ist. Ich bin wie gesagt, sehr gespannt und hoffe auf Anregungen und neue Erkenntnisse, die mich weiter bringen. Das ganze findet über Zoom statt und ich hoffe, dass es technisch alles gut läuft. Bei meinem letzten Webinar über Zoom hatte ich Startschwierigkeiten und bin immer wieder rausgeflogen, bis ich schließlich den Laptop gewechselt habe. Diesmal benutze ich deshalb gleich mein kleines MacBook statt den Windowsrechner.
Natürlich berichte ich hier, wie es gelaufen ist. Und ob ich wirklich neue Inspirationen für den Roman daraus ziehen konnte.
Wie es weiter geht, kannst du im nächsten Teil meines Roman-Tagebuches lesen. Über Kommentare freue ich mich immer.
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