Endlich könnt ihr wieder einen Samstagsplausch von mir lesen, auch wenn ich ihn erst am Sonntag veröffentliche- Zwei Samstage sind vorbeigezogen, ohne dass ich Worte für sie gefunden hätte. Heute ist schon der 11. Mai, und endlich nehme ich mir Zeit, zurückzublicken – auf Wochen, die schwer und reich zugleich waren. Auch diesmal verlinke ich mit Karminrot und dem Karminroten Lesezimmer.
Hexenschuss und Autofahrt
Es begann mit einem stechenden Schmerz im Rücken, zwei Tage vor der Fahrt zur ersten Beerdigung. Plötzlich war da dieser Hexenschuss – tief im Kreuz, so heftig, dass ich mich kaum noch bewegen konnte. Einen Tag lang war jede Drehung, jedes Aufstehen eine Qual. Ich fühlte mich, als würde ich bei der kleinsten Bewegung durchbrechen. Am 1, Mai, demTag der langen Fahrt nach Bielefeld (ca 600 km weit), ging es zum Glück etwas besser – zumindest so weit, dass ich fahren konnte, zum Glück die meiste Zeit nur als Beifahrer, sonst hätte ich es wohl nicht geschafft. Denn jeder Schlaglochstoß, jede stärkere Bremsung fuhr mir in den Rücken. Und dann das Hotelbett: weich wie Wolken, aber nicht im guten Sinne. Ich dachte kurz, ich würde darin eingehen. Doch irgendwie habe ich es geschafft, mich so zu betten, dass ich morgens mit etwas weniger Schmerzen aufwachte. Manchmal ist das schon ein kleiner Sieg.
Beerdigungen und Krankenhaus
Die Beerdigung der Tante meines Mannes war still und würdig. Der Rückweg führte uns nach Kassel, ins Krankenhaus, zu meiner Mutter. Wieder ein Ort, der still macht. Und kaum waren wir zurück, folgte die nächste Beerdigung – der Vater einer Freundin. Ich kannte ihn nicht, aber ich wollte ihr beistehen. Es war gut, da zu sein. Und doch hinterließen beide Abschiede eine Frage in mir: Wie soll mein eigener Abschied einmal aussehen? Was möchte ich, was nicht? Ich habe beschlossen, mich dieser Frage bald bewusster zu widmen. Nicht aus Angst, sondern aus Klarheit.
Das Leben geht weiter
Trotz allem habe ich weiter am Manuskript meines Buches gearbeitet – Korrekturen, Streichen, Neuformulieren. Ich habe Texte für einen Anbetungsabend geschrieben, war in Rheinfelden bei meinem Rangerstamm und habe eine Andacht über die Macht der Worte gehalten. Wie passend. Denn Worte haben in diesen Wochen getragen: Gespräche am Grab, leise Gebete im Krankenhaus, mutige Sätze auf dem Papier.
Mein Knie heilt weiter. Ich bin inzwischen ohne Krücken durch die Innenstadt gelaufen – bis zum Brillenladen. Dreißig Minuten habe ich gebraucht für einen Weg, der sonst in fünf bis zehn getan ist. Aber ich habe es geschafft. Die Brille ist repariert – beide Bügel neu. Und ich? Auch ein bisschen „neu“. Aber diese Woche habe ich’s übertrieben – Treppen, Physio, zu viel Belastung. Jetzt ist der Unterschenkel hart und schmerzhaft, eine verspannte Erinnerung daran, dass Heilung Geduld braucht. Lästig, aber hoffentlich harmlos.
Und heute?
Heute ist schon Sonntag und ich muss mich sputen, den Samstagsplausch noch zu posten. Ich sitze mit einem Tee da, müde und wach zugleich, voll mit Eindrücken, Schmerzen, Fortschritten und Fragen. Vielleicht ist es genau das: das Leben, wie es kommt – manchmal leise, manchmal laut, immer fordernd, aber nie ganz ohne Licht.
Ich wünsche dir auch, dass du in all dem Auf und Ab des Lebens ein Licht findest, dass dir leuchtet. ie gesegnet und hab eine gute Woche.
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