Eine Landkarte ist weit mehr als ein hübsches Extra: Sie ist ein Werkzeug, um deine Geschichte konsistent zu erzählen. Sie hilft dir, Reisedauern im Blick zu behalten, logische Grenzen zu ziehen und deine Welt lebendig zu machen. WIe du ganz einfach, Schritt für Schritt eine hilfreiche und konsistente Fantasykarte zeichnen annst erkläre ich dir hier.
Ganz ehrlich: Ohne meine Karte wäre ich verloren gewesen. Wie lange reitet Ansgar vom Witthof bis zur Taverne? Wie viele Tage dauert die Reise über die Berge? Und wie weit ist es eigentlich nach Ramaria? Ohne Karte wäre das ein Ratespiel gewesen – und die Reise hätte mal einen Tag, mal eine Woche gedauert.
Auch die Frage, welche Landstriche man berührt, wenn man von A nach B reist, lässt sich nur mit Karte zuverlässig beantworten. So eine Übersicht entlastet dein Gedächtnis enorm – und das ist bei einem großen Schreibprojekt Gold wert.
👉 Was du brauchst, um loszulegen:

In dieser Anleitung zeige ich dir, wie du mit Bleistift, Radiergummi und Feinliner in wenigen Schritten deine erste Fantasykarte zeichnen kannst – egal, ob für einen epischen Roman oder eine kleine Abenteuergeschichte..
Königreiche und Machtbereiche skizzieren
Beginne grob: Kreise oder Ovale für die verschiedenen Reiche.
Frag dich:
- Wer grenzt an wen?
- Wo gibt es Bündnisse oder Feindschaften?
- Welche Länder sind groß und mächtig, welche klein und eingeengt?

💡 Schon bei dieser Skizze entstehen Geschichten.
In meiner Welt gibt es zum Beispiel Keon, ein eingeschlossenes Land ohne Zugang zum Meer. Ein immenser Nachteil – und genau das will König Walter von Keon um jeden Preis ändern. Auch solche politischen Spannungen lassen sich auf der Karte sichtbar machen.
Oder nimm Adralgar: ein Bergland, so abgeschieden, dass Botschaften dort immer erst sehr spät eintreffen. Schon beim Zeichnen wurde mir klar: Was im Zentrum des Reiches geschieht, erfährt Adralgar viel später – und das beeinflusst natürlich auch die Handlung.
👉 Deine Karte ist also nicht nur Geografie, sondern der Nährboden für Konflikte und Intrigen.
Küstenlinie einzeichnen
Aus einfachen Kreisen wird jetzt eine Welt: Zeichne gezackte, unregelmäßige Linien für die Küsten.
Tipp: Gerade Striche wirken künstlich – Buchten, Halbinseln und Inselketten dagegen machen deine Karte lebendig.

In meiner Karte hat sich später gezeigt: Eloan bekam markante Steilküsten, während in Ramaria breite Sandstrände entstanden. Solche Eigenheiten habe ich nicht von Anfang an geplant, sondern sie ergaben sich erst, als ich genauer überlegte, wie das Land wirkt und wie die Menschen dort leben. An Eloans Steilküste stehen später sogar drei Burgen – aber dazu gleich mehr.
👉 Fantasykarte zeichnen Spezial-Tipp: Schau dir reale Karten an. Selten sind Küsten glatt. Sie fransen aus, das Meer frisst sich ein, Flüsse bilden Deltas. Schon beim Zeichnen merkst du: Wo könnte eine Hauptstadt am Meer liegen? Wo ist eine Bucht, die sich perfekt für eine Seeschlacht eignet?
💡 ProTipp: Radieren für Klarheit
Radiere die grob eingezeichneten Königreiche jetzt schon wieder vorsichtig aus, damit sie später deine Karte nicht stören. Die Bleistiftabdrücke bleiben meist leicht sichtbar – so kannst du sie später bei Bedarf wieder einfügen. Pass auf, dass du das Blatt dabei nicht zerknitterst.

Berge und Flüsse anlegen
Hier entscheidet sich, wie glaubwürdig deine Welt wird.
- Berge bilden Wetterscheiden und Barrieren. Sie verlaufen in Ketten, nicht wahllos.
- Flüsse entspringen in den Bergen und fließen ins Meer. Sie verzweigen sich nicht, sondern laufen zusammen.


In meiner Welt ist das besonders in Adralgar wichtig: ein Bergland, so abgeschieden, dass Botschaften dort erst sehr spät eintreffen. Von dort aus fließen Gebirgsflüsse, die schließlich zu einem großen Strom werden und ins Meer münden. Auch für Reisen ist das entscheidend: Über die Berge dauert es deutlich länger, als den Flusslauf zu nehmen.
👉 Achte beim Fantasykarte zeichnen darauf: Jeder Fluss und jedes Gebirge verändert die Möglichkeiten deiner Figuren. Ein Pass kann ein Nadelöhr sein, ein Fluss eine Lebensader – oder ein Hindernis, das über Krieg und Frieden entscheidet.
⚠️ Ein häufiger Fehler im Weltenbau: Flüsse, die mitten im Nirgendwo plötzlich enden oder die in mehrere Richtungen „auseinanderlaufen“. Natur funktioniert anders – halte dich an die Logik.
📸 ProTipp: Karte sichern, bevor du weiterzeichnest
Scanne oder fotografiere deine Karte an diesem Punkt, bevor du wichtige Details wie Städte oder Burgen ergänzt. So kannst du sie bei Bedarf mehrfach ausdrucken und verschiedene Versionen ausprobieren – das spart dir viel Radierarbeit! Es lohnt sich, kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen.
Städte, Burgen und Dörfer platzieren
Ohne Wasser keine Zivilisation. Deine Fantasykarte wird vollständig, wenn du Orte an den passenden Stellen einzeichnest:
- Städte entstehen an Flüssen, Seen oder an der Küste.
- Burgen stehen strategisch: an Flussübergängen, Pässen, Handelsstraßen oder Meeresengen oder auf Bergen, die das Land beherrschen.
- Dörfer siedeln sich dort an, wo Felder bestellt oder Wälder genutzt werden können.

In Eloan habe ich gleich drei Burgen an der Steilküste gesetzt – jede kontrolliert einen wichtigen Abschnitt und wacht über die Handelswege am Meer. Ganz anders in Adralgar: Dort thront die Königsburg im Talkessel, geschützt durch Berge und schwer zugänglich für Feinde.
Auf meiner Karte habe ich nur wenige Städte und fast keine Dörfer oder Gehöfte eingezeichnet – der Übersichtlichkeit wegen. Aber wenn du schon weißt, dass ein Dorf oder Gehöft später wichtig wird, zeichne es ein.
💡 Bei mir kam das Fantasykarte zeichnen vor der Geschichte. Ich wusste kaum etwas, außer dass es Reiche geben würde. Doch allein die Karte hat die Handlung geprägt: Wege, Reisedauern, Burgen und Grenzen beeinflussten, wie sich die Figuren bewegten und wo Konflikte aufbrachen.
👉 Überleg: Wer schützt wen? Welche Handelsrouten sind entscheidend? Eine Burg mitten im Nichts wirkt unglaubwürdig – es sei denn, sie hütet ein Geheimnis.
Wälder, Wiesen und besondere Details einfügen
Jetzt bekommt deine Karte Charakter:Eine Karte wirkt erst lebendig, wenn sie Landschaft und Eigenheiten zeigt.
- Besondere Landschaften geben deiner Welt ein unverwechselbares Gesicht: Sümpfe, Steppen, Lavafelder, ewiges Eis.
- Wälder wachsen in fruchtbaren Regionen, oft in der Nähe von Flüssen.
- Wiesen und Felder liegen rund um Dörfer und Städte – sie sichern die Versorgung..
- Wüsten entstehen durch Gebirgszüge, die Regen abhalten.
- Seen liegen meist in Bergtälern oder alten Flussbetten.

In Keon habe ich die Schwertgraswiesen angelegt – eine weite, gefährliche Ebene voller scharfkantiger Halme, die an Messer erinnern. Sie prägen die Härte der Region und erklären, warum die Bewohner so widerstandsfähig sind.
Auch kleine Details können Welten formen: ein „Verlorener Wald“, in dem sich Reisende verirren, eine einsame Klippe als Kultstätte oder ein fruchtbares Tal, das umkämpft ist. Solche Orte geben dir nicht nur spannende Schauplätze, sondern oft auch neue Ideen für Handlung und Konflikte.
👉 Überleg: Welche Landschaft prägt dein Land am stärksten? Und welche Geschichten entstehen daraus?
Karte finalisieren
Mit einem schwarzen Fineliner kannst du nun alle Linien, die du endgültig behalten willst, noch einmal nachzeichnen, damit sie besser zu erkennen sind.

Zum Schluss noch ein Blick in meine eigene Welt
Aus ersten Strichen wurde die Karte von Eloan. Die Karte von Eloan entstand genau so, wie ich es hier beschrieben habe – aus Kringeln und Kreisen, zackigen Küsten und einer einfachen Skizze. Aus dieser von mir handgezeichneten Karte hat Martina Nowak (Illustrierte-landkarten) dann dieses Kunstwerk geschaffen, indem sie ihr Ausdruck und Detailtiefe verliehen hat.

Die finale Karte von Eloan: Aus meiner einfachen Bleistiftskizze ist durch die Arbeit einer Illustratorin dieses detaillierte Schmuckstück entstanden. Ein gutes Beispiel dafür, wie aus ersten Strichen eine ganze Welt wachsen kann. Jedes Mal, wenn ich sie anschaue, spüre ich die Geschichten, die darin verborgen sind – und bin dankbar, dass meine Welt so sichtbar Gestalt bekommen hat.
Deine Karte als lebendiges Werkzeug
Deine erste Fantasykarte muss kein Kunstwerk sein. Wichtig ist: Sie gibt dir Orientierung.
Mit ihr behältst du Entfernungen im Blick, machst deine Welt nachvollziehbar und eröffnest dir selbst neue Ideen.
👉 Mein Tipp: Zeichne erst, feile später. Wenn deine Geschichte gewachsen ist, kannst du eine Illustratorin beauftragen, aus deiner Skizze ein Schmuckstück für dein Buch zu machen.
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