Immer am dritten Wochenende im September findet der Mittelaltermarkt in Bad Münster am Stein-Ebernburg statt. Dieses Jahr war die Gelegenheit günstig. Da ich ohnehin nach Norden fahren musste, wollte ich das Notwendige mit dem Schönen verbinden und den Mittelaltermarkt Bad Münster am Stein-Ebernburg besuchen. Deshalb habe ich mir gemeinsam mit einer Begleitung ein Zimmer in Roxheim gemietet. Wir waren wohl die ersten Gäste in dieser Unterkunft. Manches war noch nicht ganz fertig, bzw. nicht ganz eingerichtet, aber immerhin war die Wohnung ruhig, und wenn man die Jalousien geschlossen hatte, auch sehr dunkel. Jedenfalls haben wir gut geschlafen und konnten am nächsten Morgen wohlgelaunt, in Gewandung zum nahen Markt aufbrechen. In nicht einmal einer Viertelstunde Fahrt erreichten wir Bad Münster am Stein und dort den Ortsteil Ebernburg. Eine gute Beschilderung leitete uns auf den Fest-Parkplatz für den man 3 Euro Parkgebühr berappen musste. Dafür war der Platz bewacht und als wir kamen herrschte noch gähnende Leere.
Das Wetter war nahezu perfekt: Wolkig und eher kühl, so zwischen 12 und 17 Grad, auf jeden Fall so, dass man lange Gewandung, Mantel und Fell gebrauchen konnte, ohne sich kaputt zu schwitzen.
Nachdem wir uns in mittelalterliche Schale geworfen hatten, alle Täschchen am Gürtel aufgefädelt waren, das Kaninchenfell richtig auf dem Mantel und unter der Kapuze lag und die kniehohen Lederstiefel endlich saßen, machten wir uns auf den ca 5-minütigen Weg zum oberen Eingangstor des Marktes.
Wir lösten erstmal nur eine Karte für den Markt für 7 Euro (Eintritt für Gewandete), da wir das Turnier nicht besuchen wollten. Hier die Eintrittspreise für alle Eventualitäten:
Der Eintritt beim Mittelaltermarkt Bad Münster am Stein-Ebernburg
Die aktuellen Preise müsst ihr auf der Seite des Mittelaltermarktes selbst herausfinden, da ich nicht verantwortlich bin für die EIntrittspreise und diese natürlich auch von Jahr zu Jahr variieren können.
Weitere Infos zu Künstlern und Händlern und allen anderen, wichtigen Details findet ihr unter: https://www.mittelaltermarkt-ebernburg.de/index.php?width=1536
Die Marktstände sind in dem kleinen Städtchen verteilt. Außerdem ist das Ambiente sehr schön und reizvoll. Allerdings muss man gut zu Fuß sein, denn es geht in den alten Gassen über Kopfsteinpflaster munter bergauf und bergab.
Der Mittelaltermarkt Bad Münster am Stein wird eröffnet
Wir kamen am Samstag genau rechtzeitig zur feierlichen Eröffnung des Marktes. Mit Musik und Keulen jonglierenden Gauklern zog der (allerdings sehr geschrumpfte) Magistrat der Stadt in edlen Gewändern mit dem Stadtwappen auf der Brust auf der kleinen Marktbühne ein.
Der Herold Michel von Aragon begrüßte das werte Publikum und leitete durch die Beiträge. Der Magistrat gab die mittelalterlichen Regularien des Marktes in launigen Worten bekannt und die zu erwartenden Strafen bei Zuwiderhandlung. Die Rheingräfin machte es kurz und knapp und forderte uns auf, unsere Taler bei Händlern und Wirten zu lassen und zu Petrus zu beten, damit das Wetter halte. Dann folgte eine kurze Vorstellung der Gaukler mit neu einstudierter Choregraphie und eine Kostprobe der zahlreichen Spielleute.
Leibliches Wohl und allerlei Tand
Im Anschluss begaben wir uns in den Amtshof, um zu Mittag zu speisen. Die Möhren-Ingwersuppe, die man in Keramikschalen mit Holzlöffel serviert bekommt, ist sehr zu empfehlen, ebenso wie die Schmalzbrote. Wir suchten uns trotz Sonnenschein in dem lauschigen Gebäude. Hier kam bei Kerzenschein richtige Mittelalterstimmung auf zumal im Hof ein Barde für uns sang und Laute spielte.
Der Markt in den Gassen unterhalb der imposanten Ebernburg bot neben den Marktständen auch noch einige dekorative Elemente, die einen in die passende Stimmung versetzten. So fand sich dieser Karren mit Fass und eine Putz und Tränkestelle für die, die es nötig hatten. Außerdem waren einige grob behauene Bänke als Sitzgelegenheiten aufgestellt. Die Händler boten unter anderem Holzwaren, Brettchen, Kellen und Schalen feil. Ein Töpfer war mit seinen Waren da, leider hatte er auf dem Wege Pech und konnte nur einen kleinen Teil seiner Ware mit zum Markte bringen, weswegen ich ihn um ein Schreiben bat, mit dem ich ihn nach dem Markt kontaktieren könne. Für die Damen und edlen Herren gab es zahlreiche Schmuckstände, außerdem Gewandungen und Zubehör. So habe ich ein eisernes Kreuz für meinen Abt erstanden. Auch für das leibliche Wohl war rundherum gesorgt. Deftiges und Süßes, Fleisch und Brot, Suppen und Kuchen, alles was das Herz begehrte, konnte man für angemessene Preise erstehen.
Am Nachmittag statteten wir dem Crepestand einen Besuch ab. Dem gleichen wie in Manderscheid, denn dort sind die Crepe wirklich vorzüglich. Tatsächlich erkannte uns der freundliche Standbesitzer wieder und führte eine nette Unterhaltung mit uns, so dass das Warten auf die Zubereitung nicht langweilig wurde. Der Crepe mit frisch geschnetzeltem Apfel und Zimt und Zucker war wie immer köstlich.
Das Ritterturnier zu Ebernburg
Schließlich entschieden wir uns doch noch, das Turnieranzuschauen und erstanden ohne Probleme am Eingang des Marktes die Zusatzkarte fürs Turnier. Leider wurden wir dann doch enttäuscht. Der Sitzplatz, den wir ergattern konnten, war, obwohl in der zweiten Reihe, denkbar ungünstig. Zum einen störte ein dicker Heuballen die Sicht auf das Geschehen, zum anderen gab es einige rücksichtslose Leute in der ersten Reihe, die mit Handy und Armen immer wieder die Sicht verdeckten. Außerdem fand die Hauptaktivität der Geschichte auf der anderen Seite des Platzes statt, so dass wir sie überhaupt nicht verfolgen konnten. Und dann war das Wetter noch gegen uns. Als wir uns setzten, sah es eher nach Regen aus. Wir kramten die Regenponchos aus und wappneten uns für einen Guss. Doch außer ein paar Tropfen kam nichts. Die Wolken zogen ab, es wurde sonnig und nun zeigte sich, dass wir falsch herum saßen. Die Sonne stach uns direkt ins Gesicht und die Augen. Ärgerlich. Zudem fiel mitten im Spektakel auch noch die Anlage mit dem Ton aus.
Das war nun wirklich Oberpech. Ansonsten war das Turnier sehenswert, aber für uns nichts Neues. Eins muss man aber positiv erwähnen: Michel von Aragon macht seine Sache als Herold einfach immer genial gut. Er animierte das Publikum zu Höchstleistungen. Die Sitte, das holde Maiden Bänder an die Lanzen ihres Ritters knüpfen dürfen, wurde hier zelebriert, so wie etliche reiterliche Stunts. Die Ritter der Ebernburg sind in der Hinsicht wirklich sehenswert. Sehenswert ist außerdem die Kulisse unten an der Nahe mit den Felsen des Rothensteins.
Mittelaltermarkt Bad Münster am Stein-Ebernburg – Das Fazit
Später wurden wir doch noch etwas nasser und verließen den Markt daher zeitiger als geplant. Dennoch bleibt: Der Mittelaltermarkt in Bad Münster am Stein hat ein eigenes Flair. Es gibt etliche gut gewandete Ritter und Damen, Gaukler und Spielleute. Ein Turnier werde ich jedoch auf längere Zeit nicht anschauen. Irgendwann nutzt sich auch das ab. Wer jedoch noch nie einem solchen Ritterspektakel beigewohnt hat, der kommt beim Turnier in Bad Münster am Stein-Ebernburg auf seine Kosten. Nur sollte man darauf achten, seinen Sitzplatz weise zu wählen und rechtzeitig vor dem Turnier da zu sein. Wenn man erst eine halbe Stunde vor Beginn kommt, sind die besten Plätze bereits weg. Und bei der Auswahl des Schuhwerks achte man auf Bequemlichkeit. Die Wege sind steinig und zum Turnierplatz doch recht weit. Meine Füße haben in meinen Mittelalterstiefeln jedenfalls etwas gelitten. Aber wie sagt man: Wer schön sein will,…. muss Blasen in Kauf nehmen.
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