Das Spectaculum. Endlich wieder! Nach mehreren Jahren Zwangspause durch Corona fand dieses Jahr im Mai (Wochenende nach Himmelfahrt) der Mittelaltermarkt zu Worms endlich wieder statt. Entsprechend groß war der Besucherandrang. Die Wormser Zeitungen berichteten von Verkehrschaos auf den zuführenden Straßen und von einem Besucherrekord.
Das bekamen auch wir zu spüren, als wir am Freitag Mittag kurz nach zwei am Eingang des Mittelaltermarktes eintrafen. Eine ellenlange Schlange hatte sich vor den Kassenhäuschen gebildet. Wir beschlossen erstmal, uns nicht anzustellen, sondern hockten uns auf einen Stein in den Schatten. Eine knappe halbe Stunde haben wir dort gewartet, bis die Schlange so weit geschrumpft war, dass man nicht mehr Ewigkeiten in der prallen Sonne stehen musste.
Trotz der Startschwierigkeiten hat es sich gelohnt. Der Mittelaltermarkt wartete mit blauem Himmel, Schäfchenwolken und einer ganz eigenen Atmosphäre auf uns. Auch die Temperaturen waren uns gewogen und erlaubten eine üppige Gewandung, sprich es war nicht zu warm, aber auch nicht so kalt, das man hätte frösteln müssen.
Römer und Wikinger
Vom Eingang aus schlenderten wir zuerst am Römerlager mit den runden, roten Schilden und den weißen Zelten der Wikinger vorbei. Hier haben einzelne Lagergruppen selbst hergestellte Perlen, Kleider und Tonwaren feilgeboten. Wer wollte, konnte ins Gespräch kommen mit den Darstellenden und sich Wissenswertes rund um Schwerter, Schilde und Handwerkszeug erklären lassen.
Von den Frühmittelalterlagern gelangten wir auf einen Platz an dem unter Zeltbahnen Tische und Bänke zum Ausruhen und Essen einluden. Hier duftete es von den verschiedenen Ständen nach Gebratenem und Gekochtem, das einem das Wasser im Mund zusammenlief. Von Crepe über Goldstangen (Churros) und Flammkuchen bis zu Hanftaschen, Schnitzeln oder Fisch im Brötchen gab es fast alles, was das Herz und der Magen begehrte. Und das Essen war wirklich gut. Alles, was wir verzehrt haben, hat uns auch gemundet.
„JUBEL!“
Ab und an tönte der laute Ruf „Jubel!“ aus mehreren Kehlen gleichzeitig über das Gelände des Mittelaltermarktes, immer dann, wenn ein Besucher bei der Taverne großzügig war und ein Trinkgeld gegeben hatte. An den Essensständen und Tavernen gab es auf Grund des Besucherandrangs oft lange Schlangen, ansonsten verteilten sich die Menschenmengen aber gut auf dem großen, weitläufigen Gelände im Wormser Wäldchen.
Die Händler hatten ihre Ständen in mehrere Gassen aufgebaut. Es gab über Leder, Hornwaren und Gewandungen bis zu Töpferwaren alles, was das mittelalterliche Herz begehren mochte. Dennoch habe ich in diesem Jahr nur einen breiten Lederriemen mit zwei Schlaufen erworben, um meinen Mantel komfortabler tragen zu können. Zwischenzeitlich habe ich noch überlegt einen weiteren Becher für meine Sammlung zu besorgen mich dann jedoch dagegen entschieden. Dennoch macht es immer wieder Spaß die Auslagen der Händler zu begutachten, zu überlegen, was ich brauchen könnte, zu sehen, was es „Neues“ gibt, Stoffe zu fühlen und sich inspirieren zu lassen.
Ebenso gerne schauen wir uns Gewandungen der aktiven Darsteller oder von gut gekleideten Besuchern an. Überlegen, was man übernehmen könnte, was gefällt und welche Farbkombinationen gut aussehen. Und dafür bietet der Wormser Mittelmarkt viel Raum. Zum einen, weil es eben viele authentisch gewandete Lagergruppen aus allen Epochen des Mittelalters gibt. Zum anderen weil es viele Möglichkeiten gibt, sich unter einen Baum in den Schatten aufs Gras zu setzen und zu beobachten und das Flair auf sich wirken zu lassen.
Kreuzfahrer und Kämpfer
Weiter hinten auf dem Platz gibt es die Lager von Rittern und Kreuzfahrern aus dem Hoch und Spätmittelalter. Hier konnte man gut gewandete Edelleute, Deuschtordensmänner oder Ritter des Tempelordens betrachten. Bunte Zelte waren echte Hingucker. Außerdem gab es ein Lager der Schwertkampfschule Krifon bei der man heute noch kämpfen wie in alten Tagen lernen kann.
Musik und Spektakuläre
Im Bereich der Händler steht eine kleine Bühne, auf der im Laufe des Tages immer wieder Livemusik durch unterschiedliche mittelalterliche Musikgruppen geboten wurde. Auf der großen Bühne fanden jeden Abend große Konzerte statt. In diesem Jahr hatten die Veranstalter des Mittelaltermarktes „Mr Hurley und die Pulveraffen“ (https://www.pulveraffen.de/ ) und „Subway to sally“ (https://subwaytosally.com/) sowie die Band „Krayenzeit“ (https://www.krayenzeit.de/) verpflichten können. Die Abendkonzerte waren gut besucht. Die Menschen lagerten auf dem sogenannten Äschenbuckel der von fast allen Stellen einen guten Blick auf die große Bühne ermöglichte. Am Freitag und Samstag fand im Anschluss an die Konzerte noch ein sehenswertes Feuerspectakel statt. Ab 22 Uhr 30 konnte man in der Dunkelheit die Shows der Gruppen „Nanu Traumtheater“ (https://www.nanu-traumtheater.de/ ) und „Feuerplanet“ bestaunen.
Außerdem kann der Wormser Mittelaltermarkt mit einer Feldschlacht, einem Vollkontaktturnier der Ritter und einem Bruchenballturnier aufwarten. Für meine Begleitung und mich spielten all diese Höhepunkte des Terminplans eher keine Rolle, da wir uns das schon in mehreren Varianten in den früheren Jahren angesehen hatten.
Stelzenläufer und Attraktionen für Kinder
Schmunzeln mussten wir aber über den wandelnden Baum auf dem Gelände, der immer wieder Besucher erschreckte, weil er sich an Baumstämmen tarnte. Der Mann auf Stelzen war eine echte Atrraktion ebenso wie seine als Waldelfen oder Faune verkleideten Kolleginnen und Kollegen, die immer wieder über den Mittelaltermarkt wanderten mit ihren Stelzenbeinen.
Für Kinder gab es verschiedene Attraktionen: Kinder Highland-Games, Kerzen herstellen und gestalten, Ein Ringleinstechen auf Holzpferden und als Highlight, die Möglichkeit auf einem großen Schiff über den Markt gezogen zu werden. 6 bis acht Männer haben das große Holzschiff in „echter“ Sklavenmanier über den Plan des Mittelaltermarktes gezogen. Als Besucher musste man sich in Acht nehmen, wenn das Schiff kam, damit man nicht „unter die Räder“ kam.
Für meine Begleitung und mich war jedoch vor allem die besondere Atmosphäre des Wormser Mittelaltermarktes entscheidend. Die Möglichkeit sich von den verschiedenen Lagergruppen inspirieren zu lassen. Der Mittelaltermarkt zu Worms, das sogenannte Spectaculum, macht einfach immer wieder Lust darauf in andere Zeiten und Welten einzutauchen. Es hat mir ganz neu Motivation gebracht, meinen Roman zu beenden und möglichst bald selber wieder im privaten Rahmen zu lagern.
Fakten über diesen Wormser Mittelaltermarkt:
- 30.000 Besucher
- 1000 Aktive
- 80 Marktstände
- über 50 Lagergruppen
- mit 400 Darstellern
- Shuttleservice mit großen Bussen vom Festplatz, auf dem man Parken kann, zum Spektakulum
und damit ist das Wormser Spectaculum einer der größten Mittelaltermärkte Deutschlands.
Mehr Informationen zum Wormser Mittelaltermarkt findest du unter: https://www.spectaculum-worms.de/spectaculum/index.php
Fazit:
Das Spectagulum zu Worms ist immer eine Reise wert. Nächstes Jahr sind wir sicher wieder da. Denn dann steht das 20. Jubiläum des Wormser Mittelaltermarktes an. Und das werden wir uns nicht entgehen lassen.
3 Responses
Toll das Du auch mal über sowas berichtest. Klingt echt interessant diese Veranstaltung. Ich kannte bisher nur dieses Mittelalterfest in Weil am Rhein, das scheint ja dagegen echt popelig zu sein.
Danke, Uschi. Ja, die Veranstaltung in Worms ist toll. Popelig ist trotzdem die falsche Bezeichnung für das MPS in Weil am Rhein. Es ist anders. Von der Atmosphäre und den Leuten. In Worms ist es familiärer und authentischer, in Weil mehr phantastisch. Die Musik unterscheidet sich und klar in Weil fehlen die Lagergruppen. Und seit Corona hat sich da auch etwas an der Veranstaltungsstruktur geändert. Jetzt sind Konzerte und Markt in Weil getrennt. Wenn ich wählen müsste, ginge ich schon lieber nach Worms. Aber zum Glück muss ich nicht wählen, also mache ich einfach beides! 😉
[…] stattfindet, habe ich bereits einen ausführlichen Artikel verfasst. (Den Artikel findest du hier: https://kreative-schreiberei.de/mittelaltermarkt-zu-worms-2022/ ). Der Wormser Markt gehört zu denen, die ich jedes Jahr besuche (wenn sie nicht wegen Corona […]